Theodor Storm

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Theodor Storm

Beitrag von Johanna »

Es gefällt uns hier ganz ausserordentlich

Heilbad Heiligenstadt bot 1856 Theodor Storm eine Anstellung als Richter am Kreisgericht an. Er wurde als schleswig holsteinischer Patriot von den Dänen mit einem Berufsverbot als Jurist belegt
und suchte sein Auskommen im „Ausland“.
Freiwillig hätte er seine Geburtsstadt Husum wahrscheinlich nie verlassen.

Kein Wort auch nicht das Kleinste kann ich sagen,
Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt.
Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,
Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.


Für die Familie Storm waren es wohl die glücklichsten Jahre – denn sie bildeten hier einen Mittelpunkt kulturellen Lebens. Storm gründete hier auch wieder – wie zuvor schon in Husum – einen Gesangverein.
Es wurden viel beachtete anspruchsvolle Konzerte gegeben.

„Mein Singverein besteht jetzt aus einigen zwanzig Mitgliedern und am 17. Aprikl werden wir im „Preussischen Hof“ in dem ungeheuern Saal eine grosse musikalische Soiree geben. Für Mutter setze ich das Programm hin:I.Abthlg: Ouvertüre für Klavier zu 4 Händen von Ludwig Sherff, zwei Lieder für gemischten Chor von Mendelssohn und Ehlert „Was bleibt und was schwindet“ von Romberg.
Der Verein blüht: 18 Sopranistinnen, 14 Altistinnen etwa 12 im Tenor und 12 im Baß. Dies schrieb Storm an Harthmut Brinkmann am 04. April 1863.

Private Porträts von Constanze und Theodor Storm welche 1857 in Heiligenstadt von Nicolaus Sunde gemalt wurden, sind ausgestellt.

Auch künstlerisch war hier eine produktive Zeit. Bekannte Novellen wie „Drüben am Markt“ oder „Im Schloss“, gelang ihm der Durchbruch. Storms „Regentrude“ oder aber „Knecht Ruprecht“ wohl seine bekannteste Dichtung entstanden hier.

Die Regentrude wurde ja auch im Fernsehen gezeigt und ich fand beim zuschauen dass es eine gut gelungene Verfilmung war.

Im Literaturmuseum sind nicht nur die handschriftlichen Briefe ausgestellt, auch die penibel aufgeführten Ausgaben für ein Quartal 1857 kann man hier im Original nachlesen.
Das Haushaltsgeld für April waren 40 Taler, das Kleidungsgeld an Constanze waren 10 Taler für dieses Quartal, die Kleidung für die 4 Kinder wurden mit 14 Taler beziffert. Schulgeld kostete 3 Taler…..

Theodors Bruder Otto lebte auch in Heiligenstadt und dieser fürchtete nur wegen seines Bruders in den Geselligkeiten der Stadt geduldet zu werden.
Auch dieser Standeskonflikt wurde im Familienkreis ausgetragen, deshalb ging es nicht immer nur brüderlich zwischen Otto und Theodor zu.

Man sieht den Stammbaum des Theodor Storm zurück bis zu den Ur-Ur-Groß-Eltern und erfährt auch dass hier 3 Generationen väterlicherseits Erbpachtmüller waren. Mütterlicherseits waren Kaufherren und Senatoren auszumachen.
Erst Theodor Storms Vater wurde ein angesehener Advokat in Husum und heiratete die Honorationentochter Lucie mit der er 7 Kinder zeugte.

Dies alles erfährt man wenn man sich die Exponate im Theodor-Storm-Museum in Heilbad Heiligenstadt genauer ansieht.

Um alles genauestens zu lesen und sich die ausgestellten Bücher zu betrachten fehlte die Zeit, doch eins ist im Gedächtnis geblieben: Storm hat höchstes Lob eingefahren denn er hat „die Unordnung die er in den landrathlichen Geschäften vorfand, schnell beseitigt hat den Zustand der Kreis-Kommunal-Kasse geregelt und gebessert.den Haushalt der Landgemeinden neu geordnet. …...mit erfreulichem Erfolge gewirkt…...“

Ein kleines, aber feines Museum welches einen zweiten Besuch sicher rechtfertigt.
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