Gustav Eberlein

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Gustav Eberlein

Beitrag von Johanna »

Gustav Eberlein

In diesem städtischen Museum in welchem wir die Miniaturkaufmannsläden anschauten gab es noch eine weitere Ausstellung. Von Gustav Eberlein hatte ich vorher noch nie etwas gehört oder gesehen. Aber als wir durch die geöffnete Tür in den Raum kamen sah ich wunderschöne Skulpturen – da konnte ich nicht widerstehen.

Gustav Eberlein lebte von 1847 bis 1926 und im Zuge seines 170. Geburtstages wurde im Welfenschloss die Dauerausstellung neu gestaltet. Es sind hier 21 exemplarisch ausgewählte Exponate zu sehen – Skulptur und Malerei geben einen Eindruck seines Schaffens.
Einige will ich versuchen hier zu beschreiben:

Adam und Eva am Ende ihres Lebens. Diese Skulptur ist 1898 entstanden – es wird der Moment eingefangen in welchem Adam und Eva nach einem strapazenvollen Leben sich gegenseitig stützen. Sie haben sich auf einem Felsen nieder gelassen, Eva hat ihre Hand auf das Knie des Adam gelegt um sich abzu stützen sie blickt mit fast geschlossenen Augen zu Boden. Adamhat in seiner rechten Hand einen knorrigen Wanderstab den er als Stütze benutzt. Sein Block geht starr in die weit entfernte Gegend. Beide Personen sehen ausgezehrt, abgemagert aus. Sie scheinen mit ihren Kräften am Ende zu sein,Dieses enge Zusammensein drückt eine gewisse Verbundenheit aus.

In der Mitte der Stirnwand ist ein Junge – er hat ein Bein angezogen und hält mit der rechten Hand seinen Fuss fest. Halb sitzt er auf eine Amphore und schaut auf seine angezogene Fusssohle. Er hat sich wohl einen Dorn eingetreten. Mit dem Weinlaubkranz und der Panflöte in der anderen Hand kann man ihn als Begleiter des Bacchus bezeichnen.
Ich habe mir die Fusssohle genauer angeschaut und ein winziges Loch darin bemerkt – deswegen wohl auch der Titel dieser Figur „Dornauszieher“ 1879 Gips getönt.

Eine Frauenbüste erregte mein Interesse – die Haare – jede Locke ist herausmodelliert – das Gewand welches um die Schultern gelegt ist ebenso. Die Bezeichnung beschreibt hier die Frau des Künstlers Maria Eberlein. 1897 sie ist seine zweite Frau und der Künstler hat sie in zahlreichen Werken der Nachwelt überliefert. Am Kinn ein kleines Grübchen, die Lippen vollmundig und leicht geöffnet – die Augen schauen mit klarem Blick in die Ferne


und als letztes die Wasserträgerin welche um 1908 entstand.
Die biblische Gestalt „Rebecca“ galt in der bildenden Kunst schon immer aös Vorwand der Darstellung des nackten weiblichen Körpers. Diese Figur trägt schwer an einer Spitzamphora, die wegen des schweren Gewichtes fast am Boden schleift. Sie hält den rechten Arm ausgestreckt um das Gleichgewicht zu halten. Der Blick ist nach unten gerichtet und nur über dem linken Schenkel ist auf dem vorgestellten Bein ein Tuch drapiert. Die Vorwärtsbewegung ist nicht zu übersehen.

Eberlein wurde in einem kleinen Dorf an der Fulda geboren, er absolvierte eine Lehrzeit als Goldschmied in Hann.Münden, seine Gesellenzeit brachte er in Hildesheim und in Kassel hinter sich.
Mit 19 Jahren fängtr er ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg an. Diese Ausbildung wird ihm durch einen Gönner ermöglicht. Anschliessend geht er nach berlin, gewinnt ein Stipendium für eine Studienzeit in Italien und hält sich in Venedig, Florenz und Rom auf.

Mit 26 Jahren heiratet er – sein Sohn wird nach 5 Jahren geboren, stirbt aber bereits mit 3 Jahren. Mit 44 Jahren wird seine Ehe geschieden und ein Jahr später heiratet er seine zweite Ehefrau, eine Künstlerin. Kurzzeitig ubnterrichtet er an der Kunstgewerbeschule in Berlin, wird mit 46 Jahren zum Professor ernannt und bewohnt in Berlin ein Haus mit einem grossen Atelier.
Doch seine Heimat – Hann.Münden lässt ihn nicht los er lässt sich 1893 in diesem Ort niederm baut das Eweserkastell 1903 und unterhält Werkstätten in Rom, New York und Buenos Aires.

Durch die Inflation verliert er nach dem ersten Weltkrieg sein Vermögen – auch seine Kunst findet keine Käufer mehr, sein Atelier auf der Eberburg brennt 1923 ab und damit sind alle 5 Bände seiner noch unveröffentlichten Autobiografie verloren.
1926 stirb Eberlein in Berlin.

Sein Schaffen umfasst Werke der Bildhauerei, der Malerei und der Dichtkunst. Er schuf ca 600 Skulpturen, ca 300 Bildwerke und 200 Gedichte und Prosa
Ab 1880 ist sein Schaffen ganz von der Antike geprägt, ab 1893 ist sein Höhepunkt in seiner Schaffenskraft er entwirft Kaiser- und Reiterdenkmäler . Einige werden auch ausgeführt.
Ab 1900 ist die Zeit die von christlichen Themen geprägt ist. Er schafft mehrere Personendenkmäler, wie zB. Das Richard-Wagner-Denkmal im Berliner Tiergarten, das Goethe-Denkmal in Rom. Auf den Kunstausstellungen in Berlin, München, Dresden und Wien ist er vertreten und bei Weltausstellungen in Chicago, Paris und St. Louis sind ebenfalls Werke von ihm ausgestellt.
Nach dem ersten Weltkrieg kommt Eberlein immer mehr mit seiner Umgebung in Konflikt, weil er die Skulpturen von Marx und Engels, Lasalle die er modelliert die Entwicklung der Menschheit als prägend ansieht.
Ein sehr interessanter Lebenslauf der hier geschildert wird und dem ich noch einmal genauer nachgehen werde.
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