Klein Texas....

[Johanna]

Klein-Texas in der Heide

Pfingsten – langes Wochenende – Sonnenschein und Wärme. Wo kriegen wir noch ein Zimmer her, möglichst preiswert denn im Auto auf der Couch kann ich noch nicht schlafen. Auch ist die Trockentoilette noch für mich unbenutzbar weil ich mein operiertes Bein nicht weiter wie 90° abwinkeln darf.
Uwe wird fündig, in dem Zielgebiet, welches wir uns ausgesucht haben.
Wir buchen…..zu einem sehr moderaten Preis. Ohne Verpflegung, aber essen müssen wir ja zu Hause auch und Kochgelegenheit haben wir in der Unterkunft. Also packen wir für die paar Tage Klamotten und etwas zum essen ein und düsen am Freitag nachmittag los.
Richtung Norden, immer Richtung Norden – aber nicht um Bommerlunder zu trinken wie es früher in der Werbung mal hiess……
Auf der Hinfahrt zu unserem Ziel machen wir in Wietze halt. Uwe will mir dort etwas zeigen, was er schon kennt.
Wietze das Erdölmuseum. Dass wir in Deutschland auch Erdöl hatten bzw. vielleicht sogar noch haben wusste ich bereits, aber dass es auch ein Erdölmuseum gibt, das war mir neu.

Wir entrichten unseren Eintritt – für so ein Museum wirklich sehr moderate Eintrittspreise – und sehen in der ersten Halle eine lange Zeitleiste. Hier erfahren wir dass man Bitumen bereits im 3. Jahrtausend vor Christus als vielseitigen Isolations- und Baustoff (Mörtel) sowie im Kunsthandwerk in Mesopotamien verwendet hatte.
Erst im 1. Jahrtausend vor Christus wurde Bitumen bei der Einbalsamierung Verstorbener verwendet.
50 nach Christus berichtet Plinius der Ältere in seiner „Naturalis historia“ über die Verwendung
von sizilianischem Öl in Lampen.

Und was der Mensch schon immer besonders gut konnte – er nutzte seinen Erfindungsreichtum um Kriege zu führen – so wurde 1 Jahrtausend nach Christus Bitumen als Kriegswaffe in Fackeln, Feuerspritzen, Brandsätzen und – pfeilen genutzt. Unter anderem gab es auch das „griechische Feuer“ welches in einem der Angelique-Bände von A. Golon ausführlich beschrieben wurde.

Um 1430 wird bei Bad Wiessee am Tegernsee eine erdölhaltige Quelle entdeckt und das sogenannte Quirinusöl als Heilmittel angeboten.

Die erste Erwähnung von Erdölausbissen nördlich von Hannover gab es von Agricola 1546.

Erst 1835 wird Asphalt als Strassenbelag in Paris verwendet. In Hamburg und Hannover 1838.
Rockefeller gründete 1870 die „Standard Oil Company of Ohio“ in Cleveland und in Aserbeidschan wurde 1870 zum ersten Mal nach Erdöl gebohrt.

1872 erstellte Louis Harper ein positives Gutachten über das Erdölpotenzial in der Lüneburger Heide.
Bereits 1903 entstand in Wietze der größte Öltank des Continents denn bis 1906 werden hier über 40 Tanks mit einem Gesamtvolumen von fast 140.000 cbm errichtet.
1927 beginnt der Schachtbau mit einer 728 m tiefen Bohrung in Nienhagen und 1928 schliessen die sieben grössten Erdölkonzerne der Welt das streng geheime Achnacarry-Abkommen zur Bildung eines Kartells.

Machen wir einen Zeitsprung: 1955 nach dem Krieg stieg die Zahl der zugelassenen Mopeds in Deutschland sprunghaft an und knackte die Million.
Und 1965 wird die längste Pipeline (Druschba) der Welt von Almetjewsk nach Schwedt (Oder) fertig gestellt. Es wird ein Gesetz über Mindestvorräte an Erdölerzeugnissen beschlossen.
1973 fordert der ADAC die Autofahrer auf etwas langsamer zu fahren, weil man dann bei 1/3 weniger Gasgeben ca 24% Sprit spart.

1975 beginnen Esso und Shell die Ölförderung im Brent-Ölfeld und 1979 haben wir in Deutschland die zweite Ölkrise.
Wer kann sich noch an die Autofahrverbote Sonntags erinnern?

1989 ist das verheerende Unglück des Supertankers Exxon Valdez vor Alaska und 42.000 t Öl entweichen – verschmutzen nicht nur Strände sondern ist auch Grund für tausende von Tieren zu verenden. Helfer reinigen abertausend Tiere vom Öl, reinigen Strände – aber das Öl war nur schwer zu bekämpfen.

2007 wird im Zuge der Erschliessung eines Ölfeldes vor der Küste Sachalins in 2500 m Tiefe die mit 11.282 m derzeit längste der Erdölförderung dienende Bohrung niedergebracht.

2010 die nächste Kathastrophe auf der Ölbohrplattform im Golf von Mexico.
2019 erreicht die USA mit 748 Mio Tonnen einen neuen Höchststand in der Erdölförderung und 2021 fährt der erste unbemannte Tanker von Texas nach Südkorea.
Im Norden von Botswana wird das bislang grösste Ölfeld der Welt vermutet, Es befindet sich im Okawangodelta – seit 2014 ist dieses Delta anerkannt als UNESCO Naturerbe.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Erdöl immer noch der wichtigste Energielieferant – gefolgt von Kohle, Erdgas, Kernenergie. Die von unserer derzeitigen Regierung hochgepriesenen Erneuerbaren belegen im 21. Jahrhundert den letzten Platz in der Rangfolge.
Es gibt ja nicht nur Kraftstoff, Heizmöglichkeit durch das Erdöl, sondern es gibt unzählige Produkte, die auf Erdölbasis hergestellt werden und uns überall im Alltag begegnen.

So sahen wir einen kurzen Film. Ein Mann stand vor einem Spiegel – und uns wurde gezeigt welche täglichen Dinge mit Hilfe von Erdöl hergestellt werden. Die Kleidung, die Schuhe, der Mann musste z.B. auch auf die ganzen Dosen, Tuben, Flaschen mit Schampoo oder aber auch Putzmittel verzichten. Nichts gab es mehr. Manche Medikamente, Waschmittel - es würde zu weit führen alles was wir im Film sahen aufzuführen. Herstellung von Farben, Strassenbelägen und ähnlichem….. alles was umgangssprachlich Plastik genannt wird sind ja in allen Lebensbereichen verbreitet. Auch seine Kleidung wurde nach und nach aufgelöst - nur gut dass seine Unterhose aus Baumwolle war und keine synthetischen Stoffe beinhaltete. Licht hatte er auch nicht mehr – und Heizung gab es nicht. Das Höhlensteinzeitalter hatte ihn wieder.
Sieht so unsere Zukunft aus wenn wir auf Erdöl und Erdgas nach dem Willen unserer Regierung verzichten müssen?

Wir sahen eine alte Tankstelle und auch die Destillation von Rohöl wurde sehr anschaulich beschrieben.

Im Zuge der Industrialisierung wuchs mit der Erfindung der Dampfmaschine auch der Bedarf an Schmierstoffen . Durch die Mechanisierung erhöhten sich auch die technischen Anforderungen und so entwickelte sich die Mineralöltechnik.