der schwarze Tod

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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der schwarze Tod

Beitrag von Johanna »

Der schwarze Tod

Es steht ein schwarzes Gespenst im Moor
das ragt über Büsche und Bäume empor
Es steht gross und steif und stumm,
sieht lauernd sich im Kreise um.

In Rosenrot prangt das Heideland
„Ich ziehe Dir an ein schwarzes Gewand“
Es liegt das Dorf so still und klein,
„Dich mache ich gross und laut und gemein!“

Es blitzt der Bach im Sonnenschein;
„bald wirst Du schwarz und schmutzig sein“
Es braust der Wald so stark und stolz
„Dich fälle ich zu Grubenholz“.

Die Flamme loht, die Kette klirrt,
es zischt der Dampf, der Ruß, der schwirrt,
der Meißel frisst sich in den Sand;
Der schwarze Tod geht durch das Land.
(Hermann Löns)


Zurück nach Wietze - hier wurde das Erdöl in obertägigen Teergruben die teilweise mit Holz ausgesteift waren, abgeschöpft. Der Handel mit Wietzer Erdteer beschränkte sich sehr lange nur auf die nähere Umgebung. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er ausgeweitet , Über die Gewinnung und Verwendung des Wietzer Erdteeres gibt es ein handschriftliches Gutachten.

Die Nutzung von Erdteer und Steinöl zur äusseren und inneren medizinischen Anwendung bei Menschen und Haustieren ist schon seit der Antike bezeugt. Angeblich half es bei Gallensteinen und Verstopfung – bei Verrenkungen und zur Wundversorgung wurde es verabreicht.

Erstmals wurde 1838 eine Gehwegpflasterung mit entsprechenden Versuchen mit verschiedenen Asphaltmischungen unternommen. Als Baumaterial wurde Asphalt zur Abdichtung von Gewölbedecken, Fundamenten und Dächern eingesetzt, Die Reithalle des Celler Landgestüts wurde damit überzogen, und 1903 wurde mit der Produktion von Naturasphaltplatten als Bodenbelag begonnen.

Wietze erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Zeit – Grundstücke zum Anbauen war für kein Geld mehr zu erwerben, Für manche Arbeiter war es möglich Unterkünfte in umliegenden Ortschaften zu ergattern. Für viele aber war es nur möglich in weiter entfernten Orten Unterkunft zu erhalten. Eine Bahnfahrt kostete zu der Zeit ungefähr ein Drittel eines Tagesverdienstes.
Nach den Arbeitsordnungen der Ölbetriebe dauerte eine Schicht von 6 bis 18 Uhr. Eine Stunde Mittagspause wurde gewährt - die Ausrüstung der Ölarbeiter war ein Regenschirm ein Handstock und eine Ledertasche mit Tragriemen. Diese Ledertasche enthielt die Essensration für einen Tag
1,5 Pfund Brot, ½ bis ¾ Pfund Speck oder Schinken, ½ Knackwurst oder 3 Eier, eine Holzdose mit Butter, 1/8 l. Schnaps und eine kleine Büchse mit gemahlenem Kaffee-Ersatz.

Siedlungsflächen entstanden im Laufe der Jahre ausserhalb des Ölgebietes. Aber erst dann als feststand, dass hier kein Öl zu erwarten war.


In der Bauordnung war seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert gefordert, dass für jedes Wohnhaus mindestens ein Abort einzurichten war, welcher durch Tageslicht hinreichend erhellt ist. Von solchen hygienischen Verhältnissen war Wietze zur Klein-Texas-Zeit weit entfernt, wie einem Bericht des Kreisarztes zu entnehmen ist.


Durch die negativen Begleiterscheinungen der Erdölförderung waren von Anfang an Umweltproteste vorhanden, die Auseinandersetzungen der Produzenten mit Betroffenen und Behörden zur Folge hatten. Bereits 1881 hatte eine starke Versalzung des kleinen Flüsschens Schwarzwasser und der umliegenden Weideflächen durch das mitgeförderte mineralreiche Lagerstättenwasser zur Folge. Im Mai 1883 hatte dies eine mehrmonatige Stillegung der Bohrwerke zur Folge.
Auch die Fischerei beklagte die Öleinleitungen der Wietzer Bohrwerke, welche die Ufer von Wietze und Aller über viele Kilometer verschmutzten und zu einem Fischsterben führte.
Es wurde über Gegenmaßnahmen nachgedacht.

Der Siegeszug des Petroleums war aber nicht aufzuhalten. Petroleum wird aus Rohöl destilliert. Dieses sehr günstige Leuchtmittel verbreitete sich innerhalb kürzester Zeit über die Welt und machte Petroleum zum bedeutensten Exportartikel der USA. Auch hierfür stand der Kaufmann Rockefeller, der 1870 die Standard Oil Company gründete und zu einem Ölkonzern ausbaute. In Europa führten die Familie Nobel und Rothschild eine führende Rolle in diesem Geschäft.

Wir konnten die unterschiedlichen Farbtöne – von gelb über olivgrün und hellbraun bis hin zu tiefem schwarz des Erdöls sehen. Es resultiert aus der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung - und hier sind dann auch variierende Eigenschaften vorhanden – das zeigt sich sehr genau in der Farbe. Auf dem Weltmarkt gibt es heute hunderte verschiedener Rohölsorten, die eine definierte Dichte und Süsse aufweisen. Besonders gefragt sind aber schwefelarme, leichte Öle.

Es wurde auch das umstrittene Fracking ausführlich beschrieben, wieso es so umstritten ist und was das ganze so gefährlich macht.
Kritische Stimmen befürchten dass sich die Risse, die als Fliesswege für Erdöl entstehen unkontrolliert ausbreiten und Trinkwasserhorizonte durch Erdöl und Erdölgas oder giftige Chemikalien kontaminiert werden. In Deutschland werden allerdings keine problematischen Stoffe mehr eingesetzt. Die Möglichkeit der Auslösung schwacher künstlicher Erdbeben durch die Druckbehandlung ist aber immer gegeben.

Im Aussenbereich des Museums konnten wir die verschiedenen Bohrtürme betrachten – die riesigen Bohrer, die Antriebswellen. Ein Kraftakt für jedes Museum solche Ungetüme nicht nur zu erstehen sondern auch zum letzten Standort zu transportieren. Und dann muss das Ganze ja auch noch unterhalten, gepflegt werden.

Wer noch mehr über dieses interessante Museum erfahren möchte sollte sich auf den Weg machen – im Herbst blüht die Heide und die Landschaft ist wunderschön. Ruhe ist dort ganz normal – wir haben auf unserer Fahrt dorthin die vielen blühenden Rhododendronbüsche bewundert – im Herbst wird es die blühende Heide sein. Es gibt ja nicht nur die Heideflächen um Lüneburg herum – auch um Erbstorf oder Wietze, Uelzen usw. sieht man Heideflächen und hier ist nicht so ein Rummel wie z.B. in Schneverdingen.
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