Teil 3

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Teil 3

Beitrag von Johanna »

Für Kinder war in einer Ecke des Museums ein eigener Bereich abgetrennt. Hier konnten sie nach Herzenslust selbst Mehl mahlen. Dazu stand ihnen ein kleiner Mühlstein zur Verfügung, Getreide auch und sie waren mit Eifer dabei, diesen Mühlstein zu drehen, andere Kinder siebten das Mehl durch oder reinigten die Körner.

Weitere internationale Mühlen

Afghanistan
Windmühlen in der seltenen Form mit einer vertikalen Flügelwelle finden sich noch heute bei herat in Afghanistan. Mühlen dieses Typs konnten nicht in den Wind gedreht werden und waren nur funktionstüchtig, wenn der Wind konstant aus einer Richtung blies. In Herat weht der Wind die meiste Zeit des Jahres aus Norden. So ist die Mühle ain Nord-Süd-Richtung aufgestellt.

Iran – Karasan
hier ist es eine Horizontal-Mühle. Im Nordosten Irans gibt es trockene Ebenen, wo oft monatelang ununterbrochen ein sehr starker Wind nahezu aus derselben Richtung weht. Dort liessen die Perser vor rund 1000 Jahren ganze Batterien von Windmühlen kreisen, von denen einige bis zum heutigen Tag noch in Betrieb sind.
Statt einer waagerechten haben die persischen Mühlen eine senkrecht stehende Welle - wie eine Drehtür. Die Perser bauten eine Steinmauer vor der einen Seite des Windrades. Es bleibt somit nur eine Öffnung frei, durch die der Wind das Mühlrad antreiben kann. Da sich diese Mühle nicht in den Wind drehen läßt, funktionieren Mühlen dieser Bauart nur, solange der Wind aus einer Richtung bläst. Das Modell welches wir anschauten zeigt eine dieser Mühlen aus der Provinz Karasan, die in 100 m Höhe arbeitet und eine Mahlkapazität von 3000 kg Weizen in 24 Stunden hat.

Iran – Abarsch bei Neyschabur
Das Modell zeigt eine einfache aber dennoch sehr romantische Kornwindmühle, die heute noch in Betrieb ist. Diese Mühle hat im Gegensatz zu den anderen persischen Mühlen eine horizontale Flügelwelle, die wahrscheinlich aus einer alten Lastwagen-Achse gefertigt wurde. An dem einen Ende der Achse sind die Flügel angebracht, an dem anderen Ende befindet sich eine Bahre mit Steinen, die als Gegengewicht zu den Flügeln funktioniert.

Ägypten – Moos bei Alexandria
Bei den ägyptischen Windmühlen gehen die Vorstellungen der Wissenschaftler in Bezug auf das Alter weit auseinander. Einige von ihnen behaupten dass diese Mühlen mit einem Alter von mehreren tausend Jahren die ältesten Windmühlen der Menschheit sind. Die grosse Ähnlichkeit mit Mühlen in der Normandie gibt ihnen Anlass zu der Annahme dass der Weg der Windmühlen von Afrika nach Europa verläuft.
Andere Wissenschaftler vertreten eine genau entgegengesetzte Auffassung. Sie behaupten, dass erst die franzosen die Technologie der Windnutzung nach Ägypten gebracht haben sollen.Nachweisbar wurden Windmühlen ab 1806 unter dem türkischen Gouverneur Mohammed Ali gebaut. Er liess sie an mehreren Orten im Rahmen seiner Agrarpolitik als staatliche Mühlen errichten.

Serbien – Aradacin Banat
Nahe dem serbischen Dorf Melenac steht neben der Straße nach Baschaid diese halb zerfallene Windmühle . Die verwitterte Mühle als karge Erinnerung an serbische Mühlentradition dient heute hin und wieder den Touristen als Fotoobjekt. Diesen Mühlentp findet man im Stromgebiet der Theiss bzw. in der Vojvodina seit dem 17. Jahrhundert. In der Nähe von Belgrad befindet sich die Berührungszone zweier unterschiedlicher Mühlentypen. Die Südgrenze des Verbreitungsgebietes des Holländertyps und die Nordgrenze des Mittelmeertyps


Serbien - Krupanj
Löffelrad Wassermühlen
Diese Wassermühle ist eine original Mühle, die früher in der Nähe der Stadt Krupanj im Gebiet Radjevina im Westen Serbiens stand. Es handelt sich um eine Löffelrad-Wassermühle die im Jahre 1893 am Bach zwischen den Dörfern Zerove und Lipenovica erbaut worden war.
Löffelwasserräder kamen in Gebirgsgegenden zur Anwendung, wo es zwar nur geringe Wassermengen dafür aber grosses Gefälle gab. Löffelrad-Wassermühlen findet man noch in den Alpen, Pyrenäen, Karpaten und auf dem Balkan, wo sie auch heute noch in Betrieb sind. Die einfachen Formen der Löffelrad-Wassermühlen haben keine Übersetzung . Dabei sind die Mahlsteine direkt über der senkrecht stehenden Welle angebracht und werden von dieser bewegt.
Die Familien dieser Dörfer liessen hier Mais zu grob- oder feinkörnigem Maismehl sowie Weizen zu Weizenmehl mahlen. Die Entlohnung des Müllers erfolgte zumeist in Naturalien. Es war üblich dem Müller etwa 10 Prozent des Mahlgutes als „Metze“ oder „Mitz“ bezeichnet abzugeben.
Diese Wassermühle ist ein Geschenk des Bischofs der Diözese Sabac-Valjevo zum 25-jährigen Jubiläum des Museums im Mai 2005.

Südkorea - Gang-won-do
Und dann habe ich noch eine ganz wichtige Mühle leider vergessen zu fotografieren – eine
Stampfmühle – sie entstand 2003 als erste asiatische Mühle auf dem Museumsgelände. Es handelt sich um eine oberschlächtige Wassermühle aus einer Bergregion der Provinz Gang-won-do in Südkorea. Bergbauern nutzten diesen Typ im 19. Jahrhundert, um Getreide zu stampfen. Die Gifhorner Mühle wurde in Korea nach alter Tradition mit den Baumaterialien Koreatanne und Steinbirke nachgebaut und per Schiff nach Deutschland transportiert, wo sie drei Spezialisten aus Korea aufbauten. Sie ist ein Geschenk des koreanischen Gouverneurs, in dessen Bezirk dieser Mühlentyp vertreten war.

Was ich noch besonders schön fand waren die Brücken, die über kleine Bachläufe führten. Sie waren rechts und links von Pfahlstangen mit Gesichtern – manchmal richtigen Fratzen verziert. Geschnitzt aus Holz und jedes Gesicht sah anders aus. Eine Fratze zeigte die Zunge, während ein anderes Gesicht einen verbissenen oder traurigen Anblick bot.
Die riesigen Weizenkronen die am Eingang des Museumsgebäudes hingen sahen wunderschön aus – die Dekorationen und Informationen wie alles begann. Es würde viel zu weit führen alles aufzulisten und zu beschreiben.
Die diversen Mühlentypen aus Deutschland habe ich bewusst nicht beschrieben – sonst wäre alles wirklich viel zu lang geworden.

Alles in allem war so viel zu sehen, so viel zu lesen: interressante Lebensläufe, Meisterbriefe von Müllern. Man glaubt nicht was diese Männer alles lernen und können mussten. Die Meisterbriefe, Zeugnisse usw. waren in alter Deutscher Schrift – die ich ja zum Glück noch gut lesen kann - geschrieben. Zusätzlich waren alte Originalfotografien ausgestgellt.

Alte Waagen, alte Kornsäcke, Kaffeemühlen und anderes waren u.a. ausgestellt, ein Augenschmaus für diejenigen die sich diese alten Dinge zu schätzen wissen – ein reichhaltiges Museum, welches einen zweiten Besuch sicher rechtfertigt.
Auf jeden Fall waren wir am Abend nach diesem Besuch förmlich erschlagen und brauchten erst einmal eine Erholung
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