Sonnabend 27.1.

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Sonnabend 27.1.

Beitrag von Johanna »

Samstag 27.1.
Verhandlungspartner
Heute morgen machten wir uns nach Ioannina und weiter zur albanischen Grenze auf den Weg. Die Nacht war für Uwe ziemlich unruhig, da ständig vorbeigehende Personen und vorbeifahrende Autos sowie mein schnarchen seine Nachtruhe störten.
Die Bucht von Amfilochia schmal aber lang und die Strasse führte uns bis menidi am Ufer entlang. Während der Weiterfahrt fragte mich Uwe ob wir heute frische Forellen essen wollen. Wir fuhren gerade in einer Schlucht zwischen hohen Bergen neben einem kleinen Flusslauf. Ein Schild zeigte eine Forellenzucht an. Wir hielten an, liefen auf das Gelände und fanden unseren ersten Verhandlungspartner: den Besitzer. Wir konnten Forellen kaufen, der Chef nahm einen Kescher fischte Fische aus dem Wasser, zeigte den ersten: gross genug? Ein Schlag zur Betäubung der zweite Fisch auch gross genug. Ebenso betäubt, mit dem Messer aufgeschlitzt, mit einem besonderen Löffel holte er mit einem einzigen Arbeitsschritt die Innereien heraus, salzte die Forellen und wir bekamen unser Essen frisch wie schon lange nicht mehr. Das ganze für nur 3,- €.
Kurz darauf der zweite Verhandlungspartner:
Ein Schild am Strassenrand zeigte den Weg zu einem Militärmuseum. Es war nicht weit und als wir an dem Platz ankamen fragten wir einen jungen Soldaten ob wir in das Museum dürfen. Es war eine Gedenkstätte von 1912 bis 1913. Der Soldat holte seinen Vorgesetzten und wir bekamen eine Privatführung durch die Räume. Die ganze Anlage war sehr gepflegt. Der Chef erklärte uns die Fotos, Waffen und erzählte auch etwas über die Geschichte. So erfuhren wir, dass auch die Türken von den Griechen in dieser Zeit abgewehrt wurden. Bevor wir das Museum verließen schrieb ich einige Zeilen in das ausgelegte Besucherbuch. Der Chef war über unser Interesse hoch erfreut. Als er erfuhr dass wir schon lange unterwegs sind und er unsere Karte sah auf der wir unseren Weg von Deutschland bis nach Griechenland eingezeichnet hatten, war er sehr begeistert. Das wäre auch sein Lebenstraum, wie er meinte. Eine Einladung zu einem gemeinsamen Barbecue lehnte er ab. Als wir das Gebäude verließen bekam ich meinen Personalausweis wieder zurück, den ich bei der Ankunft abgeben musste. Noch vor Ioannina machte Uwe auf einem Schotterplatz halt. Es war ein grosser Platz auf dem Uwe den Grill aufbaute. Ich bereitete Salat zu, Schnitt Brotscheiben ab (diesmal habe ich mich nicht geschnitten) und wir hatten mit den gegrillten Forellen ein fürstliches Essen. Eine Ziegenherde leistete uns für kurze Zeit Gesellschaft.
Vergandlungspartner Nummer drei war ein Verkäufer beim Praktiker Baumarkt. Uwe suchte immer noch nach einer Möglichkeit die Wasserzubereitung Anlage mit Solar zu erstehen. Praktiker hatte es am Industriegürtel in Ioannina im Angebot, aber leider auch nicht vorrätig. Die Komplettanlage sollte hier 500,-- € kosten.
Meine Frage ob sie das auch nach Deutschland liefern wurde verneint. Und dann kam die Feststellung, dass dies das erste Mal wäre, dass so eine Frage gestellt wird. Meine Antwort: alles ist das erste Mal. Und Uwe setzte hinzu: beim ersten Mal da tut's noch weh.
Unser nächster Verhandlungspartner war ein Tankwart.
Mein Smartphone liess mich total im Stich. Mit 6% Akkuleistung konnte es mir nichts mehr anzeigen. Die Strassenkarte vom ADAC ist der größte Schrott, taugt nur als Klopapier. Wir fuhren nach Ioannina hinein. Zwar hatte ich endlich die Möglichkeit gefunden, bei Google Maps die Autobahn abzuwählen, aber trotzdem wurden uns Strassen für die Fahrt angeboten, die wegen der Enge und der wild parkenden Fahrzeuge für uns unmöglich waren. Wir fuhren wie blind durch die Innenstadt von Ioannina. Der Verkehr, die Hinweisschilder, wenn man kyrillische Schrift beherrscht, ist ja alles kein Problem. Uwe, die Ruhe selbst, sagte dass wir sowieso tanken müssen, also könnte man auch den Tankwart fragen. Er hätte das Smartphone schon am Vormittag entsorgt als es uns anzeigte, dass ein Empfang nicht möglich sei. Meine Nerven!!
Ioannina ist bekannt für Silberschmiedekunst, hat auch ein Silbermuseum.
Der Tankwart konnte mir der adac Karte auch nichts anfangen, schaute in sein Handy und schickte uns auf den richtigen Weg. Immer Richtung Flughafen und dann links! Endlich waren wir wieder auf ruhigeren Strassen. Ich Stelle immer wieder fest: unbekannte Städte mit viel Verkehr machen mich mürbe. In einem kleinen Ort ausserhalb von Ioannina machten wir eine Pause um einen Kaffee zu trinken. Ein Kioskbesitzer schickte uns zu seinem Nachbarn. Vor dem Kaffee ein Auto an welchem herum gebastelt wurde. Hot chocolate und Cappuccino waren unsere Wünsche, die auch prompt erfüllt wurden. In dem Kaffee ein männlicher Gast, mit dem Uwe ins Gespräch kam und gleich darauf wusste, dass die Höhlen in der Nähe sehenswert sind, dass man überall auch mit dem Caravan über Nacht stehen kann, dass es mit dem Auto vor der Tür keine Probleme gibt. Diese Rostlaube würde ihren Dienst verrichten, man müsste eben hoffen.
Wir verließen das Kaffee und dann passierte mir ein Missgeschick. Mein rechter Fuss knickte um, einfach so. Leichte Sehnenzerrung. Morgen sieht man bestimmt den Bluterguss.
Trotzdem wollten wir zu den Höhlen. Vor dem Ort ein Schild 400 m. Wir liessen das Auto stehen liefen in den Ort. Wieder ein Schild 400m. Mir fiel nach mehr wie 400 m das laufen schwer also kehrten wir um und hatten heute unseren letzten Verhandlungspartner. Ein Silberschmied. Da wir beim anschauen seiner Auslagen den Alarm auslösten, öffnete er die Ladentür am Sonnabend Nachmittag um ca. 15 Uhr und wir konnten seine Schätze bewundern. Der Besitzer war vor Jahren in Deutschland und kaufte sich dort eine Maschine für seine Arbeit.
Er bot uns eine leckere Süßigkeit an und ich konnte stöbern. Dann gab er uns noch einen kleinen Snack mit auf den Weg. Jetzt stehen wir an einem See auf einem Parkplatz. Schneebedeckte hohe Berge im Hintergrund. Heute Nacht wird es sicher wieder kalt werden, denn diese Berge mit 2300 bis 2500 m sind nicht weit. Albanien wird noch einen weiteren Tag auf uns warten müssen.
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