Scheisshausparolen gab es schon immer

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Scheisshausparolen gab es schon immer

Beitrag von Johanna »

Nach dem Besuch der Messe in Karlsruhe fuhren wir nach Viernheim – dort legten wir eine Unterbrechungin einem tollen Hotel ein. Sehr preiswert und absolut zu empfehlen das Central Hotel am Königshof. Die Zimmer einfach eine Wucht – Vorraum gemütlich mit Sesseln, kleinem Tisch, Schrank, Stehlampe …...dann in einem Durchgang die Küchenzeile, ausgestattet mit kleiner Bar, Herd und Möglichkeit sich eine Kleinigkeit zuzubereiten - weiter geht’s bis zum Schlafzimmer und von dort aus dann ins Bad/Dusche, Toilette. Und das zu einem sehr moderaten preis. Auch das Frühstücksbuffet war so reichhaltig wie ich es selten sah! Nach dem Frühstück wollten wir eigentlich nach Mannheim ins Ägyptische Museum fahren – aber wir waren zu früh. Ausserdem stellten wir fest, dass wir ja bereits in berlin das ägyptische Museum besucht hatten und das Museum in Mannheim bestimmt nicht mit dem Berliner konkurrieren konnte. So änderten wir unsere Pläne und fuhren weiter zur Saalburg. Bei unserem letzten Besuch vom Hessenpark hatten wir damals leider keine Zeit um uns auch noch dieses Kastell anzusehen. So holten wir das nach. Kamen gerade rechtzeitig zu einer Führung dort an. Die Dame war bestimmt Archäologin, das liessen so einige Bemerkungen ahnen, die diese Dame während der Führung machte. Das Römerkastell Saalburg wäre ohne diese Führung bei weitem nicht so interessant gewesen. Wir bekamen viele Informationen über Geschichte und Werdegang von Kastell, dem Limes und den Wachtürmen – die unterschiedlichen Bauweisen der diversen Wachtürme – die Verständigungsmöglichkeiten von Wachturm zu Wachturm. Es gab keinen ebenerdigen Zugang damit man von den Germanen nicht überraschend angegriffen werden konnte - das Leben der Soldaten. Die schwere Ausrüstung – Schuhwerk, welches in Handarbeit in einem Stück gefertigt wurde. Auch elegantes Schuhwerk für kinder und frauen – die leichten Sandalen der Legionäre – und alles aus einem Stück leder in handarbeit gefertigt. Das Gewicht der einzelnen Kleidungs- und Ausrüstungstücke, welche die Soldaten über weite Strecken tragen mussten. Das Marschsoll für Legionäre lag bei 30 bis 40 km pro Tag. Und wenn am Abend das Lager aufgeschlagen wurde, dann führte jedes „contubernium“ auch eine Getreidemühle mit sich – mit ca 30 kg. Nicht gerade ein Leichtgewicht. Die Menge an Getreide die nötig war um die Belegschaft eines Kastells zu ernähren war enorm – und musste von weit her geliefert werden. Denn auch die Tiere – Pferde brauchten Nahrung, die auf diesem Weg herbei geschafft wurde. Mannschaftsunterkünfte – sehr beengt und kalt im Winter – ein Haus (Mauerreste) mit einer Fußbodenheizung – vorzugsweise wohnte hier der Kommandant der Festung. Im Stabsgebäude war eine besondere Ausstellung von 3-D-Bildern. Stellte man sich z.B. vor das Bild und liess sich mit einem Löwen fotografieren entstand der Eindruck der Realität – man würde den Löwen an einer Kette halten – oder den Speer auf einen Angreifer werfen – oder – oder. Und dann gab es das Latrinenbild. In so einem Raum waren in einem Rund bis zu 40 dieser Toiletten angebracht. Man setzte sich – liess sich von Sklaven diverse Essen reichen während man sich mit den anderen Anwesenden unterhielt. Eheprobleme und Kindererziehungsfragen erörterte – Klatsch austauschte - Kaffeekränzchen für die Frauen – wie sie heute z.B. auch in den Kaffees stattfinden. Die Aufenthalte auf den „Latrinen“ waren zeitlich begrenzt und es wurden abwechselnde Sitzungen abgehalten. 4 Stunden für die Frauen – danach 4 Stunden für die Männer – usw. immer im Wechsel. Bei den Männern waren dann Politik, wichtige Stadtänderungen usw die durchgesprochen wurden – Scheisshausparolen sah man auch an den Wänden – nichts war damals anders wie heute. Nur dass man heute solche Sammeltoiletten nicht mehr hat.
Auch die Möglichkeiten der Damen sich zu frisieren, zu schmücken wurden gezeigt. Haartracht, Perücken, Kämme, Spangen, Schminke – alles Möglichkeiten, die auch in der heutigen Zeit den Frauen zur Verfügung stehen. Tongefässe die mit Tieren verziert waren und nur bei Festmahlen aufgetischt wurden. Ein Tontopf der ein Gesicht auf einer Seite hatte – ein anderer Tontopf mit Ornamenten. In einem der Gebäude waren die einzelnen Götter aufgelistet: Jupiter als oberster Himmelsgott – Minerva als Schutzgöttin Roms oder Mars als kriegsgott – die Venus bekannt als Göttin von Anmut und Schönheit. In einem der kleineren Gebäude war ein Esszimmer aufgestellt. Die restaurierten Bilder an den Wänden zeigten die verschiedenen Götter, Monate und Monde…..Mosaiken an den Wänden waren zum Teil noch erhalten. Die Esszimmer sahen zur damaligen Zeit anders aus – Liegebetten, ein Tisch dazwischen – Sklaven mussten bedienen und das Essen geschah im Liegen, während man erzählte. Und wenn man sich überfressen hatte und sich erbrach waren die Sklaven da um alles wieder zu säubern.
Musikinstrumente waren ausgestellt – Tuba und das Cornu – ein 3 m langes kreisförmig gebogenes Rohr aus Bronze. Militärmusiker war im alten Rom ein eigener Beruf.
Auch die Schriften – die Schulausbildung war gezeigt an Beispielen der Schrift. Nur bei reichen Römern gab es Unterricht in einem speziellen Schulraum – die anderen Schüler lernten dort, wo gerade Platz war – meistens mitten im öffentlichen leben. Lehrer genossen kein hohes Ansehen, sehr oft waren es Sklaven oder Mänenr von niedrigem Stand. Auswendig lernen und nachsprechen war die Lernform. Wer nicht mitkam, nichts begriff wurde geschlagen und angebrüllt. Die einzelnen Schriftformen waren im 5. Jahrhundert v. Chr. Griechische Lapidarschrift – im 2. Jahrhundert v. Chr. die römische Lapidarschrift. Nach Christus wurde Majuskelkursiv – vom 3. bis 9,. Jahrhundert römisches Unziale geschrieben. Die verschiedenen Minuskelarten kamen bis zum 15. Jahrhundert vor und wurden dann von der Frakturschrift abgelöst. 1816 die erste Groteskschrift war klar und sehr stark betont. Schöne Beispiele für Kleininschriften fanden sich überall im Römischen Reich. Man fand in Nordbritannien kleine Holztäfelchen, die mit Tinte beschrieben waren. Dieses Beispiel zeigt zum Beispiel die Kursivschrift der Römer. In Pompeji kann man heute noch die Wahlaufrufe und persönlichen Mitteilungen als Grafitti im Wandversputz von Häusern bestaunen.
Vor einem der Häuser stand ein „Römischer Soldat“ mit einer Uniform der „Torwächter“ ausgestattet mit Schild und langem Speer – Kettenhemd und Helm lagen neben ihm – und als wir das Kastell verliessen grüsste von einem Sockel zwischen den beiden Einlasstorbögen eine Römerstatue: GVILELMUS II FRIDERICI III FILIVS GVILELMI MAGNI NEPOS
ANNO REGNI XVIII MEMORIAM ET HONOREM PARENTVM CASTELLVM LIMES ROMANI SAALBVRGENSE RESTITVIT
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Ivi
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Re: Scheisshausparolen gab es schon immer

Beitrag von Ivi »

Da habt ihr wieder einen interessanten Ausflug gehabt.
Vor dem Wunder steht der Glaube!
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Johanna
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Re: Scheisshausparolen gab es schon immer

Beitrag von Johanna »

Ja Ivi hatten wir wirklich und wir haben wieder mal viel zusammen gelacht - denn sich das alles so plastisch vorstellen - wenn dann das Kopfkino bei manchen Darstellungen läuft....
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Ivi
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Re: Scheisshausparolen gab es schon immer

Beitrag von Ivi »

:lol: :lol: :lol: :lol:
Vor dem Wunder steht der Glaube!
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