Die heilige Elisabeth

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Die heilige Elisabeth

Beitrag von Johanna »

Unsere zur Zeit täglichen Fahrten entlang der Werra führten uns über die Probstei nach Scherbda und auch zur Creuzburg.
Die Fahrt entlang der Werra durch das Tal – auf der einen Seite die schroffen Felsen, aber der anderen Seite der langsam dahinfliessende Fluss war bei Sonnenschein ein Genuß. Scherbda ein grosses Kieswerk – aber dann die Creuzburg:
Durch das steinerne Tor betreten wir den Innenhof – hier hat ein Hotel mit Restaurant seine Pforten geöffnet. An der Burgmauer entlang stehen kleine Steinfiguren auf Sockeln – es könnte einem Bilderbuch mittelalterlicher Burgen entnommen sein – denn die gut erhaltene Anlage ist schon von weitem zu sehen. Der Ort Creuzburg selbst ist bereits über 1200 Jahre alt. Die Burg hatte ihre Blütezeit als kulturelles und politisches Zentrum im Mittelalter unter der Herrschaft der Landgrafen der Ludowinger. Ganz besonders ist hier auch die heilige Elisabeth zu nennen, die durch ihre Mildtätigkeit und Barmherzigkeit berühmt ist. Sie hatte hier nach dem Auszug aus der Wartburg ihren Wohnsitz bis ihr Ehemann von einem Kreuzzug nicht wieder kam – auch Luther oder Napoleon waren hier zu Gast. Hinter einem Rondell, welches irrgartenmässig mit Buchsbaum bepflanzt ist wurde ein weisser Pavillon aufgebaut. Weisse duftige Schleier wehten im Wind – als ob dies für eine Hochzeitszeremonie bereits vorbereitet wurde.
Was mich am meisten erstaunte war die Touristinformation, die hier in einem der Gebäude untergebracht ist. Wer vermutet schon auf einer Burg diese Einrichtung? Man sucht sie eher im Ort, der auch von Radfahrern aufgesucht wird.
Der Burgbrunnen wurde im 12. Jahrhundert angelegt und im 16. Jahrhundert bis auf 37,5 m Tiefe ausgebaut. In dem 1982/83 restaurierten Brunnen kann man bis zum Grund hinunterschauen.
Eine Töpferwerkstatt sowie ein Museum sind ebenfalls auf der Burg zu finden. Das Standesamt hat hier eine „Geschäftsstelle“ und das Hotel mit Restaurant bietet für Hochzeitsgäste auch gleich Festsaal und Gewölbekeller an. Da ich im Augenblick schlecht „zu Fuss“ bin, haben wir uns die Umrundung der Burgmauer erspart. Ein Schild beschreibt, dass die Creuzburg als Ringmauernburg in Gipfellage errichtet wurde. Im 8. Jahrhundert war sie Mittelpunkt des fränkischen Königsgutes „Milinga“ und danach vermutlich eine Niederlassung der Benediktiner. Von 1898 bis 1945 war die Burg in Privatbesitz bevor sie nach 1900 umfangreich restauriert wurde. Ein Märchenhafter Naturpfad führt von der Burg bis ins Tal.
gerhild
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Re: Die heilige Elisabeth

Beitrag von gerhild »

Da scheint es wohl einige zu geben.

Ich kenne nur die heilige Elisabeth aus Eisenach mit dem Rosenwunder. :D
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Johanna
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Re: Die heilige Elisabeth

Beitrag von Johanna »

Elisabeth wird im Jahre 1207 auf der Burg Sárospatak bei Preßburg geboren. Von ihren Eltern, König Andreas II. von Ungarn und Gertrud von Andechs, erbt sie eine leidenschaftliche Veranlagung, die sich aber, anders als bei den Eltern, nicht in Gewalttaten, sondern, unter dem Einfluß des Evangeliums, in einer radikalen Christus- und Nächstenliebe auswirkt. Vierjährig kommt sie auf die Wartburg bei Eisenach, wo sie mit dem Erben des thüringischen Landgrafenhauses zusammen erzogen und, inzwischen vierzehnjährig, mit Landgraf Ludwig IV. verheiratet wird.
Die Landgrafen von Thüringen waren dem deutschen Kaiserhaus der Staufer eng verbunden, die Wartburg ist zu dieser Zeit ein Schauplatz
verschwenderischen Lebens und das Ziel von Dichtern und Sängern wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Auffallend für ihre fürstliche Umgebung und schwer verstehbar ist, daß Elisabeth ihren Mann ebenso herzlich liebt, wie sie sich freigebig um die Hungernden und Kranken sorgt. In der furchtbaren Hungersnot 1225 verschenkt sie, ohne das Einverständnis ihres Mannes abzuwarten, die Geld und Getreidevorräte der Burg und die persönlichen Schätze an das Volk. Den Kranken dient sie nicht nur durch Hospital-Gründungen, sondern sie pflegt sie mit eigener Hand.
Ihre kurze glückliche Ehe, in der sie drei Kindern das Leben schenkt, endet 1227, als ihr Mann als Kreuzfahrer in Otranto (Süd italien) an einer Seuche stirbt. Sie hatte nach dem Auszug aus der Wartburg ihren Wohnsitz in Creuzburg bis ihr Ehemann von einem Kreuzzug nicht wieder kam. Als sie die Todesnachricht erhält, gerät sie außer sich vor Schmerz, "wie ein Mensch, der von Sinnen ist". Sie verläßt später die Burg und zieht sich nach Marburg zurück. Hier gehört ihr zwar das Schloß als Witwensitz, aber sie gründet im Tal - nach Gotha und Eisenach - ihr drittes Hospital, in dem sie, unterstützt von Franziskanern, die Kranken selbst pflegt.
Am 17. November 1231 stirbt sie und wird am 27. Mai 1235 heiliggesprochen (Fest am 19. November).
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