auf Geschmacksexpedition gehen

 

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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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auf Geschmacksexpedition gehen

Beitrag von Johanna »

Auf Geschmacksexpedition gehen….


Sonntag 30. April – auf Burg Scharfenstein wird ein VDW Festival des Deutschen Whiskys veranstaltet. Über 30 Whiskybrennereien haben ihr Kommen zugesagt.
Von Köln bis Leinefelde, vom Schliersee bis Dollerup bei Flensburg sind die Erzeuger mit ihren hochwertigen Flaschen samt Inhalt angereist.

Wir fahren wie schon gehabt bis zum Burgeingang. Uwe parkt mich an der Kasse mit Rollstuhl, fährt dann das Auto auf den Parkplatz und eilt mit Riesenschritten zurück. In der Zwischenzeit habe ich den Eintritt bezahlt und im Gegenzug dafür ein Armbändchen erhalten welches anzeigt, dass ich den Eintritt bezahlt habe, auch wenn ich zwischenzeitlich die Burg einmal verlassen sollte.

An jedem Stand gibt es die verschiedensten Brände.
Allerdings war ich auf Suche nach einem Whisky der nicht in Fässern aus amerikanischer oder europäischer Eiche gelagert wurde.
Schwiegertochter und Tochter aus der Schweiz bevorzugen milden Whisky. Ein Destillat welches in bereits gebrauchten Fässern lagerte – vorzugsweise ehemaligen Sherryfässern oder auch Bourbonfässern. Ich sollte für die Beiden eine bestimmte Whiskysorte erstehen. Für mich ein Unding, aber ich erfülle ja gerne Wünsche…..

Schwierig das Ganze für mich, da ich mich in diesem Genre nicht sehr gut auskenne bzw. das Zeug auch nicht trinke. Also sind für mich die Unterschiede kaum schmeckbar…..
Trotzdem werden uns von den Standbetreibern Proben angeboten. Meine Bemerkung:“bitte nur ganz ganz wenig“ wird auch gehört und erfüllt. Ich schwenke also das Glas, damit sich der Duft im Glas entfalten soll und schnuppere erst einmal. Welche Duftnote ist das wohl? Für mich riecht alles irgendwie gleich …... Ich lasse mir Flaschenpreise nennen…...Dann hänge ich meine Zungenspitze in das Getränk und nippe – aber bereits nach der dritten Probe streike ich. Das geht über meine Kräfte und Uwe muss ja auch später noch Auto fahren – also fällt für ihn als Nicht-Alkohol-Trinker das Probieren schon mal flach.
Cremige Liköre mit Whisky schmecken zwar sehr gut, sind aber für meinen Geschmack viel zu süss – ich bevorzuge Wasser!
Ich streike….. deswegen besuchen wir die einzelnen Räume der Burg, die für die Whisky-Standbetreiber geöffnet sind.

In einem grossen Raum (als Standesamt deklariert) war ein ganz besonderer Verkaufsstand – eine mobile Glasbläserei. Jedes Glas war ein Unikat. Es gab Whiskytumbler, Nosingglas in Tulpenform, in Riffeloptik mit Deckel „the Tristle“ mit Stil und Fuss – sowie Gläser mit gläserner Pipette. Alles Gebrauchsgüter für den stilvollen Whiskytrinker.
Hier konnten wir zusehen wie aus einem industriell gefertigten Glasrohr in Riffleoptik ein Whiskyglas entstand, faszinierend die bläuliche Flamme um den Glaskolben tanzen zu sehen – das Blasen für die Verbreiterung, das Drehen mit den Findern einer Hand, damit alles schön gleichmässig Form annimmt.

In einem anderen Raum gab es u.a. einen Stand mit besonderen Schokoladen. Von 35% bis 78% Kakaoanteil reichte das Angebot. Wir erfuhren dass aus Java, Madagaskar, Ghana, der Dom.Rep und Südamerika die unterschiedlichsten Kakaobohnen bezogen werden.
Jede Tafel hat auch Besonderheiten bei der Zusammensetzung. Bei weissen Schokoladen mit Kakaobohnen aus der Dom.Rep z.B. Bergheumilch oder auch Vegan mit Reissirup und Kokos verfeinert.
Vollmilchschokoladen werden aus den Bohnen aus Ghana, Venezuela und Ecuador hergestellt.
Hier sind Aromen wie Karamell, Kaffee oder Milch vorherrschend. Aromatisiert wird mit Berbere Gewürz oder auch langem Pfeffer, arabischem Kaffeegewürz oder mit ganzen Haselnüssen und auch Monsooned Malabar Kaffee bestreut.

Bei Zartbitter-Schokoladen kommt der Kakao auch aus Java Madagaskar, Bolivien und Venezuela.
Hier sind sehr vielfältige Aromen gefragt. Pflaume, Rosinen, Zimt oder Tabak, Orange oder auch Ananas, Haselnuss oder Trockenobst werden verwendet.

Doch keine Probe erreichte meinen Geschmack so sehr wie die Feinbitterschokolade mit Whisky.
Diese Schokolade hatte ich bei unserem letzten Besuch des Museums in dem dazugehörigen Shop erstanden und konnte dieser süssen Versuchung nicht lange widerstehen.
Zart schmelzend liegt diese Schokolade auf der Zunge – hat nur einen ganz geringen Anteil an nine Spring Whisky….ein Gedicht, welches man ganz langsam auf der Zunge zergehen lässt um recht lange etwas davon zu haben. Aus diesem Grund suchten wir noch einmal den Shop auf, wurden auch gleich von der Verkäuferin wieder erkannt und ich erstand gleich zwei Tafeln dieser unwiderstehlichen Versuchung.

Um den probierten Alkohol zu kompensieren gönnten wir uns zum Abschluss eine Bratwurst vom Grill. Denn wenn man nicht oder kaum Alkohol trinkt merkt man sofort jedes kleine Schlückchen.

Meiner Schwiegertochter schrieb ich über Whatsapp einige Flaschenpreise und erhielt später die Antwort:“Danke für Eure Bemühungen, aber das ist viel zu teuer für uns“.

Uwe sammelte fast von der Hälfte der Aussteller Prospekte, die ich irgendwann in die Schweiz senden werde oder sie meiner Tochter übergebe, wenn wir uns anlässlich der Hochzeit meiner Enkelin in Belgien persönlich treffen werden.
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Sternkeks
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Re: auf Geschmacksexpedition gehen

Beitrag von Sternkeks »

Schade, Whisky kann ich nicht mal riechen, da wird mir schon anders, und trinken werd ich sowas schonmal überhaupt nicht!

Aber wie immer, liebe Johanna, toll und anschaulich beschrieben - allerdings hat es mich ziemlich geschüttelt, von diesem Gesöff auch nur zu lesen! :oops:
Liebe Grüße und gute Wünsche
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von Sternkeks
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