Unglücklich oder undankbar?

 

... wenn man Rat und Hilfe braucht.
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Userin52
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Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Userin52 »

Schönen guten Tag,

vielleicht ergeht es einigen Mitleserinnen auch so?

Kurz zu mir, ich bin 52, verheiratet seit 12 Jahren und fühle mich einfach nur noch unglücklich. Ich war, bevor ich mein drittes Kind bekommen habe beruflich sehr aktiv. Mit unserem dritten Kind konnte ich leider nicht mehr beruflich weiter so aktiv sein, da sie an einer Lungenkrankheit leidet und sehr viele Krankenhausaufenthalte hinter sich hat. Von 4 Schuljahren war sie vielleicht 1,5 Jahre in der Schule, den Rest krank. Dadurch habe ich meine Arbeitsstelle auch verloren.

Mich hat das beruflich und privat ins Abseits geschoben.

Wenn ich darüber reden möchte, wird mir jedoch immer wieder mitgeteilt, ich sei einfach nur undankbar. Ich solle aufhören zu jammern, denn schliesslich habe ich ja alles. Ein Dach über den Kopf.

Mein Mann redet kaum mit mir, er sitzt nur noch am PC und ist oft auf Dienstreise. Leider gibt es auch viel Streit, weil ich so traurig bin und mich furchtbar alleine fühle. Wir machen nichts gemeinsam, er möchte es einfach nicht. Haus und Garten, Haushalt umsorge ich. Die grossen Kinder sind aus dem Haus und die Jüngste hat sich gesundheitlich so langsam stabilisiert. Jetzt könnte ich weider....

Beruflich wieder einsteigen ist wahnsinnig schwer, da mir mein Ausstieg vorgehalten wird. Ich habe mich weitergebildet und würde gern wieder einsteigen, aber das ist kaum möglich, weil wir hier auch sehr ländlich leben. Die Arbeitswege doch sehr lang sind, wenn ich Angebote erhalte, würde ich wirklich mein Gehalt in die Spritkosten investieren.

Freunde habe ich kaum, da ich hier zugezogen bin und ich immer noch als Fremde wahrgenommen werde. Obwohl ich zum Grillabend und Strassenfest , Käffchen und Kuchen eingeladen habe, ich werde hier nicht wirklich angenommen.

Ich dreh mich hier im Kreis und finde den Ausweg nicht mehr und erkenne mich nicht wieder. Es gibt Anlaufstellen für Frauen, aber mir wurde nur gesagt, ich solle mich weiterhin bewerben und Absagen kann man auch verarbeiten.

Privat stecke ich fest, ich würde gern unsere Ehe beenden, denn die Stille macht mich fertig. Es ist auf Dauer nicht gut, wenn man immer wieder nur als meckernde Ehefrau abgestempelt wird. Ich hinterfrage mich, ob ich wirklich undankbar bin und stelle fest, warum darf ich nicht offen ansprechen was uns fehlt und warum ich so unglücklich bin.

Meine alten Kollegen und meine Freunde aus meinem Heimatort erkennen mich nicht wieder. Von der Chefin und lustigen Frau, die immer wieder aufgestanden ist zum Hausmuttchen und einfach unglücklich.

Es ist wahnsinnig schwer, wo soll ich hin? Mit Nichts mehr in der Hinterhand bekomme ich nicht mal eine Wohnung. Mir macht das Angst. Mir machen auch meine negativen Gedanken Angst, dass ich so weiterleben muss, obwohl sich alles in mir sträubt. Manchmal schäme ich mich für meine Gedanken, wir leben im Frieden und ich lebe in einem Haus. Habe Kinder, einen schönen Garten...ich müsste doch glücklich sein...

Wenn ich mit unserem Hund durch den Wald laufe, dann kann ich etwas abschalten, aber ich weiss genau...ich muss nach Hause und bin wieder die meckernde Hausfrau und bin alleine.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen, wie habt ihr es dann doch vielleicht geschafft einen Ausweg zu finden?
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Sternkeks
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Sternkeks »

Sei erstmal herzlich willkommen bei uns!

Helfen kann ich dir nicht wirklich, denn ich bin vollkommen anders gestrickt als du.
Ich habe arbeiten gehen immer gehasst, nicht wegen der Arbeit, die war in Ordnung, aber zu Hause saßen Kind und Hund allein rum, der Haushalt wurde nur zur Katastrophenverhinderung gemacht und überhaupt, ich bin rundum DAS "Haustier"!
In Urlaub fahren? Schon wieder aus dem Haus? NEIN DANKE! Im Urlaub habe ich Hausfrau gespielt und mit Freude und Genugtuung machen können, was alles nachgeholt werden musste.
Seit knapp 20 Jahren lebe ich nun hier im Dorf mit Mann und Hund meinen Traum in Freiheit, viel Platz und Unabhängigkeiten! Hausfrau mit Leib und Seele, Garten, Dorfleben und ein sehr lieber, fleißiger und pflegeleichter Ehemann machen mich zu dem, was ich immer sein wollte: Hausmuttchen!

Aber es tut mir von Herzen leid, dass du deine Situation so negativ siehst und alles so schwer nimmst, nachempfinden kann ich das leider nicht. Hier im Forum kannst du aber alles gern ansprechen, was dich so bedrückt, ein offenes Ohr für wie auch immer geartete Probleme haben wir!
Nur mal so: Könnte es sein, dass du in eine richtige Depression abgedriftet bist? Ich finde nicht, dass du undankbar bist, nur weil du dich an nichts mehr erfreuen kannst, was andere Leute in gute Laune bringt. Hast du das mal abklären lassen?

Du willst unbedingt raus aus dem "Hausmuttchen-Dasein"? Wenn der Wiedereinstieg ins Berufsleben so schwierig ist, könntest du dich vielleicht irgendwo ehrenamtlich einbringen - falls du nicht finanziell auf Arbeit angewiesen bist.
Welche Hobbys oder Ambitionen hast du? Was ist/war dein Beruf? Hilfe wird überall gebraucht und gern angenommen, Tafel, Bücherei, "grüne Damen (und Herren)" im Krankenhaus, Deutschkurse und Integrationshilfen bei den Behörden für "gute" Migranten, private Hilfestellung beim Papierkram, die nicht nur alte Menschen brauchen können, und nicht zuletzt sind auch Tierheime oder Gnadenhöfe dankbar für jede helfende Hand!

Wie gesagt, wenn es vordergründig nicht um Geld und Verdienst geht, wärest du zumindest mal aus deinem ungeliebten Trott raus und hättest Menschen um dich, die dich wertschätzen und mit denen sich eventuell Freundschaften entwickeln.

Das sind nur mal so meine Gedanken.
Liebe Grüße und gute Wünsche
für Mensch und Tier
von Sternkeks
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Johanna
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Johanna »

Oh den Gedanken der Depression hatte ich auch sofort beim Lesen.
3 Kinder, 2 davon gesund das ist schon mal ein Grund fuer grosse Dankbarkeit. 1 Kind krank das kann auch belasten. Ich selbst habe 5 leibliche Kinder gehabt, 7 stiefkinder. Davon sind mir insgesamt 2 Kinder (leibliche) mit ihren partnern und Kindern geblieben. Mein erster Mann nahm mir meine ältesten beiden Kinder und ich verfluchte und verfluchte ihn seit damals. Das ganze ist ueber 50 Jahre her. Ich fand mein grosses Lebensglück in meinem zweiten Mann. Witwer mit 7 Kindern. Aber er starb nach etwas ueber 31 gemeinsamen Jahren. Dann fand ich einen sehr guten Partner, der meine jüngste Tochter adoptiert. Aber leider starb auch er nach gemeinsamen 13 Jahren. Ich war immer gerne Hausfrau, habe aber auch während meiner zweiten Ehe gerne gearbeitet. Was man mit Liebe tut erfüllt einen ganz..... Das habe ich in meinem Leben gelernt.
Momentan habe ich seit ca. 6 Jahren einen lieben Freund. Wir unternehmen viel aber er ist viel jünger wie ich und ich wuerde wuenschen dass er eine passende Frau findet. Eine Frau die gut zu ihm passt. Wir haben so viele gemeinsame Interessen dass ich dankbar bin ihn gefunden zu haben. In dem Sinn sehe ich mein Leben als reich an. Jetzt bin ich 80 aber ich will gern noch viele Jahre leben und erleben........
Vielleicht findest du meinen Beitrag Familie und beruf eine Sache der organisation......
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Johanna
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Johanna »

So jetzt nach unserem opulenten Fruehstueck Schreibe ich weiter. Sternkeks hat dir ja schon einige gute Vorschläge unterbreitet. Wenn du so unzufrieden bist dass du "nur" Hausfrau bist und wenn du deinen Beruf so sehr vermisst, dann versuche doch Heimarbeit am PC zu bekommen. Ich kenne eine Frau die fuer Krankenhäuser, aerzte usw. Arztberichte schreibt. Oder du machst etwas mit Kindern in Kindergarten oder gibst nachhilfestunden fuer lernschwache. Es gibt vorlesestunden im Kindergarten. Was glaubst du wieviel glueck da zurueckkommt. Ich habe auch als ungelernte im Kindergarten gearbeitet weil mein erster Mann mir damals das Arbeiten verboten hat. Wir hatten noch kein Gesetz dass Frauen ohne Erlaubnis arbeiten dürfen. Jetzt schon. Schau dich um es gibt vieles was man machen kann. Dafuer wuensche ich dir Kraft aber vordringlich finde ich suche dir professionelle Hilfe. Denn es duerfte bei allem erst einmal deine depressionansaetze zu bekämpfen sein.
Sorry fuer die vielen Fehler, ich schreibe hier auf tablet. Wenn wir uns einmal treffen sollten bringe ich dir auch buchstabennudeln mit wie ich das schon einmal bei einem anderen Treffen (jungsenioren) gemacht habe.
Und zum Schluss ein herzliches willkommen auf dieser Seite. Fuehlt dich wohl hier.
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Sternkeks
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Sternkeks »

Johanna, was kann man denn mit Buchstabennudeln machen - außer Suppe kochen???
Liebe Grüße und gute Wünsche
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Johanna
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Johanna »

Ich habe meine vertipperlis gesammelt und weitergegeben in Form von Buchstaben Nudeln. Und weil vertipperlis schwer wiegen bastelte ich damals aus tonpapier eine Schachtel, klebte grosse knoepfe als raeder dran und stellte als zugtier einen kleinen holzelefanten davor. Mit zuggeschirr.....
Der beschenkt freute sich damals wirklich sehr. Ggg Die anderen Teilnehmer an dem Treffen haben gelacht.
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Johanna
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Johanna »

Man kann nur Suppe daraus kochen keksli aber das wars wert. Steini war single und konnte das gut brauchen.
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Sternkeks
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Sternkeks »

Das ist ja eine tolle Idee! :wink3:

Nur schon beim Lesen hab ich herzlich gelacht. Muss ich mir unbedingt merken!
Liebe Grüße und gute Wünsche
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Biki
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Re: Unglücklich oder undankbar?

Beitrag von Biki »

Liebe Userin

ich weiß nicht, ob es ein guter Rat für dich ist, aber ich persönlich bereue zutiefst, dass ich nicht schon früher die Reißleine gezogen habe.
Aber es ist natürlich ein riesengroßer Schritt, denn eigentlich möchte man ja die Familie erhalten.

Du bist 52 Jahre - jung genug um einen Neustart zu wagen.
Userin52 hat geschrieben: Freitag 24. November 2023, 09:49 Mein Mann redet kaum mit mir, er sitzt nur noch am PC und ist oft auf Dienstreise. Leider gibt es auch viel Streit, weil ich so traurig bin und mich furchtbar alleine fühle. Wir machen nichts gemeinsam, er möchte es einfach nicht. Haus und Garten, Haushalt umsorge ich. Die grossen Kinder sind aus dem Haus und die Jüngste hat sich gesundheitlich so langsam stabilisiert. Jetzt könnte ich weider....
...
Privat stecke ich fest, ich würde gern unsere Ehe beenden, denn die Stille macht mich fertig. Es ist auf Dauer nicht gut, wenn man immer wieder nur als meckernde Ehefrau abgestempelt wird. Ich hinterfrage mich, ob ich wirklich undankbar bin und stelle fest, warum darf ich nicht offen ansprechen was uns fehlt und warum ich so unglücklich bin.
Wenn es nichts mehr zwischen euch gibt und ihr nicht beide daran arbeiten wollt, dass ihr wieder zueinenander findet, dann wird es immer nur schlimmer.
Userin52 hat geschrieben: Freitag 24. November 2023, 09:49 Beruflich wieder einsteigen ist wahnsinnig schwer, da mir mein Ausstieg vorgehalten wird. Ich habe mich weitergebildet und würde gern wieder einsteigen, aber das ist kaum möglich, weil wir hier auch sehr ländlich leben. Die Arbeitswege doch sehr lang sind, wenn ich Angebote erhalte, würde ich wirklich mein Gehalt in die Spritkosten investieren.
Es ist wahnsinnig schwer, wo soll ich hin? Mit Nichts mehr in der Hinterhand bekomme ich nicht mal eine Wohnung.
Irgendwie gibt es immer eine Möglichkeit. Einen Job kannst du finden und dir steht aus eurem gemeinsamen Vermögen schließlich auch was zu.
Userin52 hat geschrieben: Freitag 24. November 2023, 09:49 Meine alten Kollegen und meine Freunde aus meinem Heimatort erkennen mich nicht wieder. Von der Chefin und lustigen Frau, die immer wieder aufgestanden ist zum Hausmuttchen und einfach unglücklich.
Du hast eben deinen Beruf als Hausfrau und Mutter ernst genommen und das heißt auch immer wieder, dass man sich selbst zurück nimmt, weil man das Wohl der Familie über sein eigenes stellt.
Finanzielle Anerkennung gibt es ja sowieso nicht und sehr oft ist es auch so, dass die Familie deine "Arbeit" nicht als solche sieht und auch nicht wertschätzt.

Helfen kann dir bei deiner Entscheidung niemand aber es sollte eine Entscheidung geben, damit du nicht in einigen Jahren da stehst und dich fragst, warum du nicht wirklich gelebt hast.
Vielleicht schaffst ihr es ja wieder zusammen zu kommen und kriegt alles mit Hilfe (Eheberatung) wieder hin.
Biki
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