Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

Beitrag von Johanna »

....oder von Rädern die ihre eigenen Wege gehen

Wir planen – am Wochenende soll es eine Messe für Tinyhouseinteressierte in Karlsruhe geben. Bei näherem Einholen von Informationen stellt sich allerdings heraus, dass es nur wenige Aussteller in 4 Hallen gibt. Zu wenig um zwei oder drei Tage diese Messe zu besuchen. Außerdem gibt es rund um Karlsruhe keinen Campingplatz – denn ein Hotel wäre viel zu teuer. Uwe findet einen Campingplatz in der Nähe von Heidelberg – d.h. direkt am Neckar und sehr nah bei der berühmten Heidelberger Brücke. Mittwoch nachts um dreiundzwanzig Uhr – ich war noch wach – telefonierten wir und Uwe meinte wir könnten doch schon am Donnerstag fahren. Himmel da gab es noch so viel vorzubereiten – überlegen was man mitnimmt. Nicht nur Kleidung zum wechseln – Lebensmittel – die Hitze – Gewürze – Obst. Und nicht zu vergessen, aufgeladenes Tablet und Smartphone. Dazu Navi und alle Ladekabel – zusätzlich die Befestigungsknöpfe für die Antenne. Wo zum Teufel ist der zweite Saugknopf? Nachts um halb zwei waren die ersten Taschen gepackt – eine Liste erstellt was unbedingt noch früh morgens erledigt werden muss. Also versuchte ich morgens den Campingplatz telefonisch zu erreichen um einen Platz zu reservieren – aber die Leute meldeten sich nicht – 3 Mal liess ich es lange – wirklich sehr lange durch klingeln. Dann schrieb ich eine E-Mail.
Uwe musste morgens noch arbeiten – er wollte gegen Mittag zu Hause sein, also fuhr ich vormittag zu seinem Haus, packte meine mitgebrachten Sachen in den Caravan der vor dem Haus stand.
Dann bereitete ich schnell noch eine leichte Mahlzeit zu, denn Uwe kam bereits zeitig nach hause, malerte noch schnell die Wand im Schlafzimmer und im Bad, die das nötig hatten. Gegen ein Uhr kamen wir dann endlich los. Ausreichend Wasser war in den Kanistern abgefüllt, Tallasch und das Trockenklo eingeladen – es konnte losgehen. Aber zuerst noch zum Friedhof – da musste noch ein neuer Blumenstock gepflanzt werden. Die Sonne brannte, bei einem Stand der Witzenhäuser Kirschen im Angebot hatte, kaufte ich unterwegs noch 1 Kilo Früchte. Und noch vor Bad Hersfeld steuerten wir einen Supermarkt an, bei dem die Möglichkeit für eine kleine Mahlzeit auch gegeben war. Wo es preiswert etwas zu essen gibt, diese Plätze kennt Uwe ganz genau!
Nachdem wir unsere Mägen gefüllt hatten fuhren wir weiter. Die Autobahn war auf der entgegengesetzten Seite stark befahren – fast nur Schritt-tempo obwohl wir keinen Unfall oder eine ähnliche Behinderung gesehen hatten. Nach dem Hattenbacher Dreieck wechselten wir auf die A 5 Richtung Frankfurt. Hinter Reiskirchen bei Fernwald hörte Uwe einen Knall – er sagte noch: hast Du das gehört? Und dann kam ein Auto vorbei setzte den Blinker, Uwe machte es ihm nach. Er stieg aus, da kam noch ein Auto vorbei mit rauchendem Kühler setzte den Blinker und stellte sich vor die beiden Wagen auf den Standstreifen. Was war geschehen? Ein Rad vom Caravan hatte sich verabschiedet – wahrscheinlich wollte es eigene Wege einschlagen – hatte kein Lust mehr – oder ähnliches. Jedenfalls war das Rad abgebrochen – so etwas habe ich vorher noch nie gesehen – die Schrauben waren noch alle bombenfest, als Uwe das Rad später wieder weit zurück lief und es vom Strassenrand aufsammelte. Bremsen? Waren keine mehr zu sehen – nichts: wie abgesägt lag das Rad unschuldig vor uns. Das erste – wir riefen ADAC und Polizei an. Der Autofahrer, der als letztes dazu kam wollte keine Polizei – doch Uwe bestand darauf und dieser Mann druckste herum…..wollte er auf einen fahrenden Zug aufspringen? Gut möglich – denn er bat um eine Flasche Wasser und später noch mal um eine Flasche – er kippte das dann in sein Auto…..auch versuchte er später den Abschleppdienst für sich „so nebenbei“ einzuspannen und mit dem Polizeibeamten führte er einen etwas heftigeren Disput – kein Wunder da sein Auto ein rotes Kennzeichen hatte…..
Der ADAC meldete sich nach einer Weiterschaltung und erfragte erst einmal alle Daten – als ob das nicht Zeit gehabt hätte – man musste ja noch die Polizei verständigen. Auch die Polizei war am Telefon sehr schwer zu verstehen. Vielleicht waren auch die Wettereinflüsse schuld an der schlechten Verbindung, denn mittlerweile war über dem Rhein-Main-Gebiet Gewitter und Regen. Dann warteten wir – nach einer guten halben Stunde kam dann ein Polizeiwagen mit nur einem Beamten – ein sehr ungewöhnlicher Anblick, normal sind es zwei Beamte die auf Tour gehen. Mittlerweile war ein ADAC-Auto an uns vorbei gefahren – hielt nicht und wir warteten weiter. Und dann rief noch einmal ein Abschleppdienst an – erfragte noch einmal unseren Standort und ich gab an dass wir 1000 m vor der Ausfahrt Fernwald stehen – dass ein Caravan abgeschleppt werden sollte. Und dieser Mann versprach so schnell wie möglich zu kommen und dann weiter zu sehen was man tun kann. Nachdem der Polizeibeamte alle Angaben aufgenommen hatte kam auch schon der Abschleppwagen – ein bisschen kurz war er ja – aber Hauptsache die Räder vom Caravan passten auf die Ladefläche drauf…..
Mit Hängen und Würgen – Holzbretter als Schutz unterlegen, langsam hochhieven mit der Seilwinde kam der Caravan endlich auf die Ladefläche – und stand sehr weit nach hinten über – hing förmlich mit dem Hinterteil in der Luft. Ich setzte mich zu dem Fahrer des Abschleppwagens und er erklärte mir, dass man jetzt erst zur Station fahren muss und dann muss der Disponent zusehen wie man den Caravan weiter transportieren kann. Denn der sollte ja eigentlich nach Eschwege zur Reparatur. Achsbruch war es lt. Aussage des Fahrers wohl nicht. Wir kamen bei der Station an – eine sehr grosse ADAC-Stelle, die auch für Polizei und andere Firmen fährt. Der Disponent kam hinter seinem Schreibtisch vor und ging nach draussen – als er die „Ladung“ sah schlug er die Hände über dem Kopf zusammen – ich fragte ihn, ob es ihm gut geht? Seine Antwort: „gerade so“….dann telefonierte er mit dem ADAC – wieder wollte der ADAC alles ganz genau wissen. Erst hinterher erfuhren wir den Grund für diese „Schwierigkeiten“ Das Auto ist versichert – aber der Caravan nicht – und auch keiner der Anhänger die man so mit sich herumfährt. Aber letztendlich war der ADAC bereit die Kosten zu übernehmen – Abtransport von der „Unfallstelle“ - Weitertransport von Fernwald nach Eschwege. Jetzt hiess es für uns nur noch Lebensmittel aus dem Caravan zu holen, denn man konnte uns ja nicht versprechen dass der Transport sofort bzw. noch in der Nacht durchgeführt wird. Wir konnten noch einmal in den Caravan hinein und holten die Lebensmittel heraus. Hineinlaufen und alle Schränke leeren war nicht möglich – aber die Lebensmittel, das war wichtig! So liessen wir unsere Ersatzkleidung im Caravan. Dann stand für uns die Frage im Raum weiterfahren nach Heidelberg und Karlsruhe wie geplant oder heimfahren. Ich hatte keine Ersatzkleidung dabei – kein T-Shirt, keine Jacke, keinen Slip, nichts! Alles war im Caravan – nichts davon im Auto. Und auch nichts davon in meinem Kulturbeutel. Das brachte uns zur Überlegung, wir sollten uns wirklich angewöhnen einen Zweitschlüpfer im Auto zu haben. Man kann schliesslich nie wissen ob man den nicht mal braucht.
Also stand die Entscheidung fest – nach hause fahren. Noch einmal losfahren nach Karlsruhe? Vielleicht früh morgens hin – die 11 Aussteller besuchen – Fragen stellen, Informationen einholen – am Nachmittag wieder zurück? Vielleicht am Sonntag…..

Zu Hause fand ich dann die Bestätigung der Reservierung des Campingplatzes. Ich sagte ab und verwies auf den Unfall......
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Ivi
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Re: Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

Beitrag von Ivi »

Oh man, sowas braucht auch kein Mensch! :shock: Wenigstens ist niemandem etwas passiert!
Vor dem Wunder steht der Glaube!
gerhild
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Re: Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

Beitrag von gerhild »

Das war ein ereignisreicher Tag Johanna, den Ihr bestimmt nicht so schnell vergesst. Zum Glück ist Euch nix passiert und auch andere Autofahrer wurden nicht verletzt. :shock:
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Sternkeks
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Re: Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

Beitrag von Sternkeks »

Neee Johanna, also für mich wär son Stress dreimal nix. :roll: Seid froh, dass es "nur" Sachschaden und Aufregung war. Ich hinge nach solch einer Aktion für Wochen mit Schnappatmung im Sessel... :wink:
Aber ich bin eh am Liebsten daheim und freu mich an meinen Pflanzen und dem Hund. Und was du und Uwe euch so alles antut, darüber lese ich super gern, aber haben muss ich das weiß Gott nicht!
Liebe Grüße und gute Wünsche
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von Sternkeks
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Johanna
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Re: Der Trend geht zum Zweitschlüpfer....

Beitrag von Johanna »

also ich hab das Ganze gar nicht so mitbekommen - Uwe ist so ein ruhiger und besonnener Fahrer und strahlt eine Ruhe und Gelassenheit aus. Ich habe die Gefahr in dieser Situation gar nicht so richtig mitbekommen - er sorgte für Absicherung, die gelben Jacken - wollte mich sogar noch wegschicken die Böschung hinauf - da hab ich mich geweigert.
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