Tynihouse autarkes Wohnen?

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Tynihouse autarkes Wohnen?

Beitrag von Johanna »

Am Donnerstag konnten wir ja wegen dem Malheur mit dem Wohnwagenrad nicht weiter nach Karlsruhe fahren. Trotzdem liess uns diese Messe keine Ruhe – wir sind neugierig – es interessiert uns wie andere Tynihousbauer Lösungen für die Inneneinrichtung fanden. Wie die technischen Möglichkeiten umgesetzt wurden.
Am Freitag spät abends stand der lädierte Wohnwagen bereits bei der Garage, zu der er vom ADAC hingebracht werden sollte.
Sonnabend morgens räumten wir unsere persönlichen Kleidungsstücke und restlichen Dinge aus dem Wohnwagen aus. Am Mittwoch werden wir lt. Werkstattbesitzer dann erfahren wie gross der Schaden ist und ob es sich noch lohnt, die Reparatur durchführen zu lassen.
Nachdem wir die Kleidungsstücke und den rest in Uwes Haus gebracht hatten, meinte Uwe: wir könnten eigentlich heute nach Karlsruhe zur Messe fahren. Gesagt – getan.
Wir starteten gegen Mittag und fanden in Viernheim - ca 80 km vor Karlsruhe ein tolles Hotel. Dort wollten wir dann nach dem Besuch der Messe übernachten um am Sonntag gemütlich zurück zu fahren.
Das Messegelände – einigermassen gut ausgeschildert - der Platz vor dem Haupteingang großzügig – mit einem sehr grossen Dach überspannt. Sehr wenige Menschen liefen auf diesem Platz und auch als wir den Eingang betraten waren es nicht so viele, wie wir gedacht hatten. Die Eintrittskarten wurden am Eingang dann noch einmal gescannt und wir liefen sofort zu dem Bereich der uns am meisten interessierte. Leider waren nicht so viele Aussteller anwesend, wie wir gehofft hatten. Ein „Rohbau“ einer Firma – dann ein Tynihouse in der gleichen Grösse allerdings von der Besitzerin „Nessa“ bereits ausgebaut. Nessa hat bei youtube eine Seite mit diversen Clips, bei denen der Fortschritt des Aufbaus zu sehen ist. Sie baute ihr Haus auf dem Platz der Firma welche auch hier den Rohbau ausstellte. Der „Vertreter“ dieser Firma war von seinem Brötchengeber gut gewählt, denn eines konnte er: reden! Die Ware anpreisen – obwohl eigentlich einiges an dem TH zu bemängeln war. z. B. Küchenblock mit schiefer Stütze – so etwas zeigt man nicht bei einer Messe….
Das Haus von Nessa hätte eigentlich mehr Fenster vertragen – denn dadurch würde es innen grösser, geräumiger wirken. Hier war auch von der Besitzerin eine genaue Auflistung über Grösse, Kosten, Gewicht und andere wichtige Daten für die Besucher aufgehängt. Ein sehr grosser Ofen sorgte in einem anderen Haus für viel Wärme, aber damit fahren? Der Rauchabzug war ungewöhnlich gross und hoch. In allen Häusern vermisste ich gut schliessende Schnappverschlüsse an den Türen der Einbauschränke. Mein Einwand, dass beim Fahren alles aus den Schränken fällt wurde weggewischt, man würde ja nicht ständig fahren. Soll man dann erst alles ausräumen? Am neuen Standort alles wieder einräumen? Unpraktisch und unausgegoren dieses Modell. Allerdings hörten mir dann andere Interessenten doch genauer zu und gaben mir recht. Man muss wirklich verschiedene Leute erst mit der Nase auf solche „Kleinigkeiten“ stossen. Der nächste Punkt „die Hühnerleiter“. Fast alle Häuser hatten ein „Loft“ - hier ist meistens der Schlafplatz untergebracht. Um dort hinauf zu kommen wird eine Leiter an einer stabilen Stange eingehängt und man kann hinauf klettern,. Für junge Leute ok – für ältere? Oder wenn man krank ist, kommt der Arzt über die Hühnerleiter nach oben? Bei einem TH war ein Hubbett eingebaut – eine platzsparende Lösung, die auch noch sehr gut aussah. Aber auch hier wieder die Sprüche, man hätte sehr lange gebraucht um dies so zu konstruieren, dass es auch hält. Dabei gibt es das Hubbett bei den amerikanischen Tynihäusern schon lange – man muss sich das Ganze nur im Internet bei den entsprechenden Firmen bestellen evtl. Zoll oder Einfuhrumsatzsteuer bezahlen. Ein weiterer Punkt waren die unterschiedlichen Toilettensysteme. Für ein eingebautes Wasser WC sollte es eigentlich einen Abwassertank geben – der leider nicht vorhanden war. Die Wassertankmengen waren unterschiedlich – für eine Badewannenfüllung reichte es allemal. Duschwände mit PVC-Verkleidung sah gut aus und ist sehr leicht. Die Duschen waren Einbaumodelle die man in jedem Baumarkt bekommt. Trenntoiletten waren ebenso eingebaut wie Trockentoiletten. Bei der Anordnung der Inneneinrichtung gab es nur kleine Unterschiede. Beim TH von Tchibo ist das Handwaschbecken sehr klein – auch der Durchgang zum Wagen von der Toilette recht eng. Für kompakte Personen ist ein „querlaufen“ nötig. Alle Häuser – bis auf ein einziges - hatten eines gemeinsam: der Einstieg in den Wagen – bei manchen zwar treppenförmig mit 2 – 3 Stufen, bei anderen nur eine kleine Stufe – wie ein Hocker. Nur ein Haus hatte einen vernünftigen Aufgang mit breiten Stufen, einem ordentlichen „Vorbau“ und Treppengeländer. Allerdings war dies auch kein Tynihouse mit welchem man verreisen kann. Denn es wog bereits ohne Einrichtung 4 Tonnen. Diese Beladung ist für einen Trailer, der normal von den „Häuslebauern“ verwendet wird viel zu hoch. Hier musste auch ein anderes Fahrgestell in Dienst gestellt werden. Trotzdem hatte mir dieses Haus noch am besten gefallen – die Verarbeitung war um einiges besser wie bei den anderen. Ein kleines „Tynihäuschen“ wurde vorgestellt – für Handwerker. Ein Einachser auf dem das Ganze stand – mit einer Kurbel konnte man das Haus absenken – der Innenausbau sah aus wie ein kleiner Bauwagen, den man für die Arbeiter beim Strassenbau aufstellt. Ein anderer Wagen war zwar auch nur „Rohbau“ aber die elektrischen Kabel waren flickschustermässig verbunden. Somit noch weniger diskutabel wie der erste Rohbau. Bei allen TyniHäusern ist die Verkleidung aus Holz – angeblich aus Umweltgründen. Allerdings wird dann auch vergessen dass man das Holz ja alle paar Jahre behandeln muss – es ist der ständigen wechselhaften Witterung ausgesetzt, also nicht gerade ökologisch. Und mit diesem Schlagwort wird sehr großzügig umgegangen. Fazit: Noch ist das Tynihouse nicht so umgesetzt wie man es sich wünscht. Klein, praktisch, minimalistisch und umweltfreundlich – autark! Auch wäre hier noch der Gesetzgeber gefragt, denn ich befürchte dass durch die ganzen Vorschriften und Gesetze die man beachten muss, das Ganze wieder – wie leider so oft – aufgegeben wird. Nur ein paar Idealisten werden sich damit auseinandersetzen. Dabei wären Tynihäuser eine gute Lösung für Studenten und/oder auch Menschen die sich keine teure Unterkunft im Alter mehr leisten können.
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