Berta hat unsverlassen

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4223
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Berta hat unsverlassen

Beitrag von Johanna »

Am 4. Juni 2023 hat mein Wohnort – wie bereits in vielen Jahren vorher – das Thüringer Strassenfest veranstaltet.
Der Ort liegt nicht in Thüringen, nein – was hier angepriesen wird nennt sich Thüringer Strasse. Hier gibt es viele Firmen und dies war auch lange Zeit das einzige Gewerbegebiet des Ortes.
Das Thüringer Strassenfest plus verkaufsoffenen Sonntag bietet den Einwohnern Informationen über die ansässigen Firmen. In diesem Jahr nahmen 16 Firmen daran teil. Kind und Kegel waren hier unterwegs und auch wir machten uns auf die Socken.
Es gab für jeden Besucher eine Karte, auf der man von den teilnehmenden Firmen einen Stempel abholen konnte. Bei einer gewissen Anzahl von Stempeln konnte man auch an einem Preisausschreiben teilnehmen.

Angeboten wurden neben Hüpfburgen für Kinder, Bratwurststände, diverse Kuchen und Getränke – verschiedene Firmen spendeten kleine Werbegeschenke.

Die Firma Wilhelm – Tischlerei – bot hölzerne Grillzangen, hier nahm ich auch eine für den Schwiegersohn mit. Diese Grillzangen wurden vor unseren Augen von einem Mitarbeiter produziert. Es gab dazu eine zum Falten vorgefalzte Schachtel die man selbst noch zusammenfalten musste. Hier waren wir über die Sauberkeit der grossen Firmen- und Fertigungshalle erstaunt. Schreinerei, Tischlerei ohne Tallash für uns undenkbar.
Nach dem Verzehr von einem Stück Kuchen und einem Getränk machten wir uns auf den weiteren Weg um andere auch Firmen zu besuchen.

Das nächste war die Firma Raiffeisen. Hier brauche ich wohl nichts beschreiben, weil ich ja die Anfänge in einem vorherigen Bericht – der über Landhandel begann und bei Raiffeisen endete - geschrieben habe.

Die nächste Firma war der Möbelkreis. Da es bereits Mittag war holten wir uns von der dort agierenden Köchin ein kleines Schälchen Ratatouille. Nach ein paar Bissen gab ich meine kleine Schale an Uwe weiter, meine Zunge spielte wegen der vorhandenen Schärfe verrückt.

Im Möbelkreis sahen wir uns diverse Einrichtungsgegenstände an, Relaxsessel, Küchen, Sofas und Schränke. Dann machten wir uns weiter auf den Weg, denn es warteten ja noch andere Firmen auf uns.
Am Ausgang erhielt ich – wie jede andere Dame auch – eine rote Rose.

Nach einem längeren Strassenverlauf kam dann die Firma Hupfeld mit Fliesen- und Bädern in unser Blickfeld – wir enterten den Eingang – sehr eng alles, mit Rollstuhl nur schwierig zu befahren. Aber ich fand etwas für meinen Geburtstag – eine Regendusche, das werde ich mir dort gönnen. Teuer, aber schön so ein Teil in der Dusche zu haben – und ich brauche meine Arme nicht mehr so verrenken um sie mit der Brause hoch zu heben.

Direkt gegenüber die Firma Hammer, hier sind Textilien im Angebot – von Gardinen über Handtücher bis Teppichböden wird alles angeboten. Man schaut sich die neusten Modelle, Farben und Muster an, wenn man etwas benötigt kann man am heutigen Tag noch Prozente bei einem Kauf erhalten.

Ach – da hab ich ja noch das Gefährt einer Fahrschule – Fahrschulzentrum Wolfgang Weise - vergessen – die kontaktierten wir auch und Uwe meinte er würde mich fürs Baggerfahren oder fürs LKW-Fahren anmelden. Nach einigem scherzhaften Plänkeleien sahen wir uns weiter um.
Von Grebendorf nach Eschwege ist die Zweigstelle von der Firma Sibo-Beton umgezogen. Wir sahen uns den neuen Betriebshof an, stellten fest dass der um einiges grösser ist und mussten über die Kinder den Kopf schütteln, die dort barfuss über den Hof rannten. Bei einer Betonfirma, die Kies, Schotter und alles mögliche hier transportiert und auch herstellt (zerkleinern von Steinen usw) hat man sich sehr schnell etwas eingetreten, doch die Kinder interessierte nur die mit Wasser betriebene Rutsche und die Hüpfburg, sie holten sich am Verkaufsstand eine Waffel am Spiess und waren glücklich beim toben und spielen.

Der nächste Punkt war das Rot-Kreuz-Zentrum. Hier fand eine Schau statt die aber sehr unglücklich am falschen Platz aufgeführt wurde. Rettungshunde sollten eine verschüttete Person suchen, finden und die Bergung….wir ersparten uns das weitere. Ich habe so eine Übung in der Schweiz gesehen, die um einige Klassen besser präsentiert wurde.

Und dann kamen wir zur Firma Grein.
1984 begann die Geschichte dieser Firma als kleines Familienunternehmen. Die Firma kam nach mehreren Standortwechseln erst 2004 nach Eschwege. Durch Vergrösserung, Platzbedarf wurden immer wieder neue zusätzliche Produktionshallen, Büroräume angeschafft. Die letzte Vergrösserung fand 2018 statt. Und immer wieder ging die Vergrösserung der Firma mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze Hand in Hand.
Sie liegt in einer der Nebenstrassen, nicht gleich von der Thüringer Strasse aus zu bemerken. Hier war der interessanteste Teil des Strassenfestes. Jedenfalls für uns. Wir betraten die Firmenhalle und sahen den Chef, der vor eine grossen Gruppe Zuschauer stand und erklärte. Was stellt die Firma her, welche Materialien werden hier bearbeitet, wo wird hin geliefert usw. die ganzen Maschinen - alles wurde erklärt und wir staunten nur noch.
Die Firma stanzt, lasert, fräst in Folien, Kunststoff, Metall und viel mehr.
Auch die Personalausweise werden hier laminiert. Es werden Auto-Teppichböden für die Autoindustrie gefertigt. Jedes Modell hat die eigenen Formen - ein BMW wieder andere wie ein Opel z.B. es wird Kunststoff, Holz oder aber auch Schaum gefräst. CNC Fräsen ist ein hochpräzises Fertigungsverfahren, bei dem Materialien in eine bestimmte geometrische Form gebracht werden. Dabei wird überschüssiges Material, in Form von Spänen, auf mechanischem Weg abgetrennt. Es ist gut mit dem 3D-Druck zu vergleichen, nur dass beim Fräsen Material abgetragen und im 3D-Drucker aufgebaut wird. Es gibt einige Vorteile beim CNC-Fräsen wie z.b. unterschiedliche Werkzeuge: oszillierendes Messer, Rillrad, Tangentialmesser, Gewindeschneider, es ist auch Rillenschneiden von Werkstoffen möglich und dergleichen mehr.
Noppenmatten sind ein idealer Bodenbelag für die Industrie, in Produktionshallen, das Büro und den Fahrzeugbau. Die Gummimatten mit ihren runden Flachnoppen auf der Oberfläche bestehen meist aus thermoplastischen Polyolefinen (kurz TPO), welche vorwiegend aus dem Kunststoff Polypropylen (PP) und dem Kautschuk Ethylen-Propylen-Dien-Monomer (EPDM) zusammengesetzt sind. Diese werden einfach mit dem Laser geschnitten.
Das Verfahren bei Nachkonstruktionen:
Die zu messenden Flachteile werden optisch und berührungslos auf einem modernen Messsystem mit hochauflösenden Kameras auf einer hintergrundbeleuchteten Glasfläche gescannt. Die Ergebnisse können zur 2D-Prüfung, Bauteilvermessung und Flächenrückführung genutzt werden. Das Ganze kann auf bis zu 6 x 2 m grossen Teilen erfolgen.
Die Firma fertigt seit mehr als 25 Jahren als Lohnnäherei im Industrie- und Automobilbereich. In dem voll ausgestatteten Maschinenpark fertigen sie jegliche Arten von Lohnnäharbeiten im Industriesektor. Ob Säumen von textilen Stoffen, Einfassen von Kunststoffplatten bis 10 mm Stärke oder PVC-Schäumen, Vernähen von Kunststoffteilen mit Leder oder technischen Textilien, Anfertigen von Gurtsystemen oder Fußmatten, das Riegeln von Klettbändern, ob in Serie oder Einzelfertigung. Welche Anforderungen auch immer. In dieser Firma werden sie umgesetzt. Ausserdem bietet diese Firma noch Umverpackungen, Konfektion und Versand als Lohnservice für andere Firmen an.
Der Inhaber der Firma sucht Arbeiter, Angestellte usw. und er erwartet keine ausgebildeten Leute. Diese Information hörten wir wie zufällig mit als er die Probleme der Suche einem Besucher darlegte. Die beste Bewerbung für einen Posten in dieser Firma ist: Man muss gerne arbeiten wollen! Alles andere kann man lernen. Und er bietet flexible Arbeitsplätze u.a. kostenfreie Arbeitssicherheitskleidung, kostenfrei Wasser, Kaffee und Suppen und einiges mehr.
Und jetzt kommen wir zum Titel „Berta hat uns verlassen“. Hier gibt bzw. gab es eine grosse Maschine, die den Namen „Berta“ trug, aber eines Tages war sie erst einmal zu klein konnte nicht mehr das liefern was erwartet wurde und so wurde Berta ausgetauscht gegen ein grösseres Nachfolgemodell.
Letzte Station unseres Rundganges war die Firma Heidenreich – Autohaus. Hier sahen wir am Eingang ein kleines Elektrofahrzeug – Das Kfz hat eine Reichweite von ca. 60 – 70 km – innen viel Platz zum Einkaufen: ideal – für Reisen: unmöglich. Aber der Preis sehr moderat, preiswerter wie wir dachten.
Und dann nahmen wir den Shuttle-Bus um schneller zu unserem Fahrzeug zu kommen, denn die Thüringer Strasse ist wirklich unheimlich lang – das merkt man nur nicht wenn man mit dem PKW dort unterwegs ist.
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“