Ausstellungsstück

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
Antworten
Benutzeravatar
Johanna
Beiträge: 4308
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
Wohnort: Nordhessen

Ausstellungsstück

Beitrag von Johanna »

des Monats….

Ist ein kurfürstliches Wappen. Es zeigt unter einem Spangenhelm mit Helmdecke drei Wappen. Links sieht man ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund, das kölner Wappen, daneben das Westfalenross. Darunter ist das Wappen Hermann von Wieds abgebildet. Er war Erzbischof und Kurfürst von Köln (1515–1547) und Fürstbischof von Paderborn (1532–1547) - und als solcher nicht nur Landesherr.

Zum Geburtstag sollte Uwe einen Messerschmiedekurs bekommen, weil er sich so etwas schon lange erträumt hatte, also suchte ich im Internet und buchte einen VIP-Kurs.

Wir beschlossen unsere Fahrt nach Geseke zu dem geplanten Messerschmiedekurs bereits einen Tag früher anzutreten.
Lt. Internet hat Geseke nicht viel an Sehenswürdigkeiten für uns zu bieten, aber eins fanden wir doch während wir uns auf der Suche nach geeigneten Stellplätzen befanden: das Städtische Hellweg-Museum.
Und wir hatten Glück – das Museum hatte geöffnet, war kostenlos und der Herr (Herr Heers) welcher an diesem Tag Aufsichtsdienst hatte war sehr auskunftsfreudig und hilfsbereit.
Wir betraten das Museum welches in einem ehemaligen Kaufmannshaus, einem prächtigen Fachwerkbau untergebracht ist.
Dieses unter Denkmalschutz stehende ehemalige Hallenhaus ist angefüllt mir vielen Exponaten die alle mit Liebe zusammen getragen wurden.
Im ersten Raum gegenüber der Anmeldung (Büro) ist die Stadtgeschichte von Geseke für die Besucher plastisch dargestellt. Die damaligen Kirchen stehen heute noch, die Häuser und Strassen der Stadt sind – wie damals üblich – durch eine Stadtmauer geschützt.

Bereits 952 bestätigte Otto I. die Gründung und nimmt das 946 erbaute Damenstift unter seinen Schutz. Im Jahr 1014 wurde das Stift an den Erzbischof von Köln übertragen. Erst 1217 wurde Geseke zur Stadt erhoben und wurde danach zu einer Festung ausgebaut.
Einen ersten schriftlichen Beleg für die Mitgliedschaft Gesekes in der 1356 gegründeten Städtehanse gibt es 1380. Geseke kämpft 1622 unter Dietrich Othmar von Erwitte erfolgreich gegen Herzog Christian von Braunschweig und bleibt damit in Westfalen die einzige vom "tollen Christian" nicht eroberte Stadt.
1635 wütete die Pest in Geseke und viele Opfer waren zu beklagen. 1689 wird durch einen Brand ein Viertel der Stadt vernichtet. 1699 schlug der Tod noch einmal grausam zu – die Ruhr raffte viele Einwohner dahin. Von Anfangszeit mit ca 200 Einwohnern ist Geseke heute auf über 20.000 gewachsen.

Auffallend ist im Eingangsbereich ein schöner Holzschrank. Leider ist das Museum nicht für Rollstuhlfahrer geeignet, da ich aber - getrieben durch meine Neugierde – einiges auch mit Gehhilfen bewältigen kann, konnte ich die mit viel Liebe zusammen getragenen Objekte in den oberen Stockwerken auch in Augenschein nehmen.
In einem Raum waren alte Gebrauchsgegenstände, Arbeitsmaterialien, Handwerksdinge des täglichen Lebens, grosse Waagen mit Gewichten usw. ausgestellt. Spinnrad sowie die Maschinen zum Flachsbrechen usw. waren dekorativ aufgestellt – eine Fundgrube für Nostalgiker…..Einige Dinge wie Waschbrett usw. kannte ich noch aus meinen Jugendjahren. Die geflochtenen Körbe findet man heute auch noch auf den entsprechenden Altertumsmärkten. Genauso wie die alten Bügeleisen, die man früher mit heissen Kohlestücken erwärmte.
Ganz besonders hatten es mir die Waffeleisen und ein Teigportionierer angetan. Kochkessel über einer Feuerstelle – es war wie ein Eintauchen in die Vergangenheit.
Auch der Fotografie und den dazugehörigen Apparaten war ein Teil eines Raumes gewidmet. Nichts wurde aus xder Vergangenheit vergessen.
Andere Räume zeigten kirchliche Bilder – ein wunderschönes (in Blei eingefasstes) Tiffanybild aus einer Kirche – ein Fliesenbild mit den verschiedensten Motiven aus der biblischen Geschichte. Skulpturen und Figuren die von hoher künstlerischer Fertigung zeugten.
Reich geschnitzte und gedrechselte Bauernschränke wie sie früher nur in reichen Häusern zu sehen waren – mit Zinntellern, Tonkrügen usw. Ein Raum war mit den Geldstücken von Geseke und anderen Münzen sowie unserer alten DM-Mark in Schauschränken unter Glas ausgestattet. Jedes Stück und Papiergeld von 1000,-- DM Schein bis zum Pfennig war vorhanden.
Und Herr Heers beantwortete alle meine Fragen ausführlich und mit grosser Geduld.

Ein Museums das voll und ganz die Dinge zeigt, wie sie früher in Gebrauch waren und wie ich sie mir immer wieder gerne ansehe. Wer kennt noch die früheren Transportmöglichkeiten für warmes Essen, die man den Männern mit zur Arbeit gab? Während meiner Ausbildungszeit wurden diese Behältnisse dann in die heissen Wasserreservoire der Dampfkessel für die Bügelmaschinen (Kleiderfabrik) gestellt, damit auch die Näherinnen in ihrer Mittagspause ihre Mahlzeiten wie zu Hause gewärmt bekamen.
Ein Museum welches wirklich ansehenswert ist! Ein grosser Dank geht an Herrn Heers, bei dem wir dann später während unserer Unterhaltung unsere Mappe vom Messerschmieden vergassen. Er brachte sie uns einen Tag später zur Schmiede Feuerzange nach.
Antworten

Zurück zu „ReiseBerichte“