Haushalt ohne Radlader, Bagger, Sackkarre und Anhänger nicht vorstellbar
In der letzten Zeit haben wir so einige Änderungen in Uwes Haushalt vorgenommen. Wie bekannt schiebt Uwe mich bei längeren Ausflügen oder grösseren Strecken im Rollstuhl. Also beschoss er, eine Rampe bis zu seiner Terrasse zu bauen, damit ich leichter ins Haus kommen kann. Um zu seinem Hauseingang zu kommen muss ich erstmal ca 11 oder 12/13 Stufen hinauf, nicht leicht für mich. Seit der ersten Hüftop habe ich diese Schwierigkeiten und die wurden im Laufe der Jahre immer mehr. Dazu muss man wissen dass ich vor über 52 Jahren einen schlimmen Treppensturz hatte, der meiner Wirbelsäule – sagen wir mal vorsichtig – nicht gut tat. Nach einigen Jahren stand Morbus Bechterew im Raum, das sich aber zu meinem Glück nicht bestätigte.
Meine Wirbelsäule ist kaputt und durch das Laufen-üben mit Gehilfen wurden meine beiden Schultergelenke zu stark beansprucht. Dazu bin ich Arthrose-gesegnet. Und als ich vor kurzem meinen Dok fragte wieviele Gelenke man so austauschen kann, schmunzelte er nur. Denn zwei Hüften habe ich schon, beide Schultern und Knie wären schmerzfrei schon schön, aber ich bin ein Schisser und habe Angst. Schmerztabletten schlucken ist einfacher.…….
Soweit so gut. Die Rampe wurde also in Angriff genommen und dazu brauchte Uwe seinen Radlader, seinen Bagger und seinen Anhänger. Denn die Teile muss man ja auch irgendwie transportieren. Jetzt kamen dazu aber noch andere Projekte.
Ein Wassertank sollte her, der das Regenwasser aus der Regenrinne des Hauses für die Toilettenspülung auffängt. Projekt 2 – hier war Uwes Bagger zu klein um das Loch für einen grossen Tank zu buddeln, also hat dies ein Bekannter (Mülltransportunternehmer) für Uwe erledigt. Für die Wassertonne wurde vor dem Haus ein grosses Loch gebuddelt, die Tonne halb versenkt. Ganz geht ja nicht, weil man da erst noch Anschlüsse zur Regenrinne und an die Wasserleitung zur Toilettenspülung machen muss. Das war Projekt zwei und auch erst halb fertig. Man kann schliesslich draussen nicht arbeiten wenn es Hunde und Katzen regnet, oder wenn es lausig kalt ist.
Dann brauchten wir ja Holz zum Heizen und Kochen. Und Uwe brachte mit Radlader und Anhänger fast alle mit Holz gefüllten Eurogitterboxen zu seinem Haus. Wieder war der Radlader und der Anhänger von grossem Nutzen und wir hatten es im Winter auch leichter unser Heizmaterial ins Haus zu bekommen. Dafür überdachte Uwe seine dem Haus angeschlossene Terrasse. Das war Projekt 3 welches auch noch nicht ganz abgeschlossen ist. Denn es liegen in seinem ehemaligen Lager noch einige Holzstösse die noch zu seinem Haus transportiert werden müssen. Aber dafür brauchen wir erst noch freie Platzkapzitäten.
Dann kam langsam besseres Wetter. Und ich meinte dass ich gerne ein Frühbeet anlegen würde, also fing Uwe an und baute aus den leeren Eurogitterboxen und DDR-Maschendrahtzaun die sehr stabilen Frühbeete. Er benutzte alle Dinge die er in seinem Lager im Bestand hatte und verbrauchte, verbaute dies. Nur die Abdeckung mussten wir für zwei Beete kaufen. Dann ging es gedanklich ans Füllen. Wir brauchten Humus, Schredder usw. denn durch das Hin- und Herfahren war der Garten hinter dem Haus zu einer Schlamm“wüste“ gewachsen. Und damit man einigermassen mit normal grossen Schuhen aus dieser Schlammwüste herauskam organisierte Uwe erst einen Anhänger voll Schredder und wir legten Wege an die zu den ersten beiden gebauten und befüllten Frühbeeten führten. Alles machte Uwe alleine, er hat ja Niemanden der ihm hilft, so schippte und schaufelte er bis er den Anhänger voll mit Schredder nach Hause bringen konnte.
Projekt Nummer 5 wurde uns frei Haus geliefert:
Wir fuhren zum Recyclingkaufhaus und ich entdeckte dort eine schöne Glasvitrine, die ich schon sehr lange für Uwes Steinsammlung suchte. Schnell angeschaut, kurz überlegt und wir bezahlten das Ding. Uwe holte diese Glasvitrine (mit Beleuchtung) dann ein paar Tage später ab. Dazu musste er seinen Lieferwagen ausräumen und mit Wolldecken bestücken. Er brachte die Glasvitrine mit seinem Bus vor das Haus, holte sich dann seine schwere Sackkarre und brachte die Glasvitrine über die fest fertige Rampe bis ins Haus und stellte sie im Hausflur auf..
Projekt Nummer 5 wurde innerhalb von ein paar Tagen zum grössten Teil erledigt. Ich putzte, polierte und wienerte die Glasscheiben, Glasplatten und den rückwärtigen Spiegel. Uwe schleppte den grossen Karton mit seiner Steinsammlung vom 1. Stock ins „Erdgeschoss“ und wir drapierten die über Jahre gesammelten Steine in die Vitrine. Kleiner hätte sie nicht sein dürfen, alles fand gerade so seinen Platz. Von Sandrosen über alle möglichen Sorten bis Bernstein – über Quarzit bis zu den Steinen die man auch für Sammlungen kaufen kann – die Glasvitrine ist gut gefüllt. Nur die Beleuchtung muss noch repariert werden, denn im Recyclingkaufhaus wird erbarmungslos jede elektrische Leitung durchgeschnitten, damit man nicht erst mal alle Geräte durchprobieren kann.
Projekt Nummer 6 war dann das Befüllen der Frühbeete – wir holten also Humusgrünschnitt. Doch dieser Humus ist für das Bepflanzen zu fett, wir brauchen auch noch Erde dazu, die Uwe mit Bagger, Radlader und Anhänger wieder zum Haus bringen muss. Dazu muss er dann seinen Betonmischer für das Mischen der Erde und dem Humus auch vom Lager zu seinem Haus holen. Man sieht also dass Radlader, Bagger und Anhänger, Betonmischer und Sackkarre, sowie Hubwagen unabdingbare Hilfsgeräte im Haushalt sind wenn man allein ist und auch alles alleine stemmen muss. Denn auch die Küchenhexe die Uwe vor ca 2 Jahren kaufte musste er ganz alleine vom Strassenrand bis in seine Küche transportieren. Dazu baute er sich zusätzlich noch Hilfsgestelle, sonst hätte er diesen schweren Ofen niemals in seine Wohnung bekommen. Die Ofenumrandung ist aus schweren Granitplatten. Sehr praktisch weil man direkt vom Ofen die heissen Töpfe auf diese Granitplatten stellen kann.
Jetzt hat er 2 cbm Humus auf einem Haufen hinter seinem Haus im Garten liegen – die Rampe muss allerdings erst noch ein Geländer erhalten – aber vordringlicher ist es ein Beet vor das Gartenhäuschen anzulegen. Die Rampe geht nämlich um das ganze Haus herum und man kann von der Rampe aus auch gleich bis zum Gartenhäuschen herunterlaufen. Dort schneiden sich die Wege die dann auch noch hinter das Haus führen. Bis Uwe allerdings alles gepflastert hat, alle Projekte abgeschlossen hat wird es noch einige Zeit dauern, denn wir haben ja schliesslich auch anderes zu tun.
Ein Nebenprojekt war das Zusammenbauen eines Postpaketkastens. Ich hatte diesen entdeckt und bestellt – Uwe meinte allerdings dass er am liebsten nur eine grosse Kiste für die Pakete vor das Haus stellen würde, aber damit war ich nicht einverstanden.
Das Zusammenbauen dauerte einen Tag und bis auf eine Klappe haben wir das Ganze auch gut hinbekommen, aber eine Platte die eingebaut werden muss liegt noch herum, das schaffen wir beide nicht. Ich habe nicht die Kraft und Uwes Fingerfertigkeit bzw. Feinmotorik wurde in den Kliniken durch Medikamente ganz kaputt gemacht. Also kommt mein allerbester Schwiegersohn aus Belgien an diesem Wochenende und macht dieses Projekt für uns fertig. Dann muss der Postpaketkasten nur noch auf festen Boden (Uwe nimmt dazu grosse, schwere Granitplatten) angedübelt werden.
Dann ist dieses Projekt auch fertig und Uwe kann die anderen Projekte endlich weiter bearbeiten. Es wäre ja alles nicht so langwierig, aber es kommen immer wieder Nachbarn an und fragen: Uwe, kannst Du nicht mal…..oder Uwe du hast doch…….und dann bleiben seine Projekte wieder liegen. So ist das seit Jahrzehnten der Fall.
Haushalt ohne Radlader, Bagger, Sackkarre und Anhänger nicht vorstellbar
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