Nonnentitti Teil 3

 

Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Nonnentitti Teil 3

Beitrag von Johanna »

Teil 3 Ortsmuseum Merenschwand Nonnentitti


Der älteste Kachelofen den das Museum besitzt stammt aus dem Jahr 1900
dann ist da eine Kammer eines Bauern. Die Pfeife auf dem Nachttisch beweist, dass es nicht die Kammer eines Knechts sein kann, denn die Pfeife ist sehr kostbar geschnitzt. In einer kleinen Nebenkammer steht eine Kinderwiege
hier hängt auch ein ein alter Spruch an der Wand :

das höchste Glück die schönste Freud ist eine liebe Häuslichkeit.

Unter dem Bett stehen Nachttöpfe aus Keramik und alte Wärmflaschen. So eine alte metallene Wärmflasche habe ich heute auch noch in Gebrauch, sie ist viel besser und hält viel länger warm wie die Gummiwärmflaschen.

Ein schöner alter geflochtener Stuhl – ein richtiger Großvaterstuhl mit Armlehnen steht zwischen zwei Räumen – nicht mit Wiener Geflecht sondern mit einer anderen Art die ich nicht kenne, wunderschön die farblich abgesetzten Verbindungen. - welche Arbeit!

Eine alte Küche mit den Küchengeräten, Fleischwölfe, Pfannen, eine alte Küchenhexe (wie ich sie heute wieder in Gebrauch habe – Kupferkessel – alles erweckt Erinnerungen.

Auch die alten Waschkessel, sogenannte Waschmaschinen und auch die Mangel, durch die Wäschestücke gedreht wurden. Die beiden Rollen pressten das Wasser aus den Kleidungsstücken so dass man diese nicht mit der Hand auswringen musste.
Ich selbst habe auch noch die Wäsche per Hand mit Waschkessel, Waschbrett und Bürste bis 1969 gewaschen, hatte damals schon zwei Kinder, Haushalt, Garten und ging nebenher vormittags noch im Kindergarten arbeiten.

Ein Zeitungsartikel „von der Aschenlauge zum Vollautomaten „ beschreibt den Werdegang.

Und dann sehen wir einen Beichtstuhl der besonderen Art.
Der Pastor musste nicht immer wieder zum Beichtstuhl wandern wenn Jemand zur Beichte kam – man hatte ein geschnitztes, mit vielen Löchern versehenes Holzbrett welches zwischen Pastor und „Sünder“ auf die Bank gestellt wurde und der Beichtende hatte ein geneigtes Ohr zur Verfügung. Der Pastor musste nicht immer aus jeder Ecke extra zum Beichtstuhl laufen. Ein Vorhang wurde zugezogen und wenn Jemand in der Kirche war dann konnten diese Personen alle „Sünden“ mit hören.
Hier hing auch ein Fress-und Beichtzettel aus.

Was versteht man unter einem Fresszettel? Das sind die Zettel die wie ein Medikament hinunter geschluckt wurden. Gegen Heimweh schluckte man z,B, einen Agathazettel, der Dreikönigszettel diente Frauen die beim Gebären Schwierigkeiten hatten diente aber auch als Schuheinlage gegen Fußbeschwerden wusste der Schreiber des Fresszettels zu berichten. Das kirchliche Kontrollmittel war der Beichtzettel Wer in der Osterzeit beichtete, erhielt durch das Gitter einen Zettel als Quittung gereicht. Nach der österlichen Zeit wurden diese Zettelchen dann vom Vikar eingesammelt und wenn Jemand keines hatte wusste man genau dass er Ostern nichts gemacht hatte.
Daneben war ein alter Opferstock an der Wand aufgehängt.

Die Lampenabteilung brauche ich sicherlich nicht zu beschreiben – es waren hier wunderschöne alte Petroleumlampen ausgestellt, wunderschöne einarmige Kerzenhalter, Glasfenster nach Tiffaniart und alte Zeiger der grossen Kirchenuhr von 1899 aus Merenschwand.
Das Schild und Bild der Kirchenuhr 1914 vervollständigt dann das Gesamtbild.

Um jetzt noch die Überschrift aufzuklären kommen wir zur Nonnentitti.
Dies waren kleine Puppen welche man den Klosterfrauen gab. Denn im Normalfall hatten diese ja keine Kinder, um aber das Bemutterungsbedürfnis zu befriedigen wurden diese Wachsbabys an gewissen Tagen im Jahr den Nonnen gegeben. Diese spielten damit, legten sie trocken und haben sie gewiegt. Wenn die Nonne der die Puppe gehörte starb, ging diese an die Verwandten zurück, Ältere Klosterfrauen haben mitgeteilt dass sie noch vom Hörensagen herum von diesem Brauch wüßten. Aber um 1870 herum sei dieser Brauch verschwunden.
Und auch hiervon war eine Nonne in einem Bett nachgestellt, die eine Puppe in den Händen hält.

Das weitere Stockwerk in welchem Tiere – Vögel ausgestellt sind die man hier sicherlich beobachten kann habe ich nicht mehr angesehen – die Treppen konnte ich nicht mehr hoch laufen. Aber was diesmal nicht ist, das kann ich ja bestimmt irgendwann nachholen, denn alles zeigte mir, dass dies ein Museum ist, welches man unbedingt gesehen haben muss.

Alles in allem habe ich noch kein Heimatmuseum in dieser Ausführlichkeit gesehen – hier wird alles mit Jahreszahlen belegt, jede Kleinigkeit, jeder Berufszweig – einfach alles ist belegt. Und die Geschichten und Jahreszahlen die Max zu so vielen Gegenständen beigetragen hat sind auch nicht überall die Norm.
Auch alte Zeitungen sind hier aufgelegt. Und eines ist wirklich traurig. In einer Zeitung wurde von einem Unfall einer Hochzeitsgesellschaft ausführlich berichtet. Diese fuhren auf einem See, das Schiff ging unter und nur der Bräutigam überlebte.
Max erzählte dass vor einiger Zeit eine Besuchergruppe ins Ortsmuseum kam, erst viel später merkte man dass gerade diese Zeitung (das Original) verschwunden war. Nur kann man nicht beweisen, wer diese Zeitung entwendet hat. Mir bleibt nur übrig Max für diese ausführlichen Berichte über die Geschichte Merenschwands zu danken, das reiche Wissen welches er mit uns teilte, für die Zeit die er mir und meiner Tochter mit dieser Privatführung schenkte.
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