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Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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Johanna
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 15:04
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Beitrag von Johanna »

Hören…..

weil Uwe das Musical A Chorus Line so gut gefiel beschloss er, dass wir am gleichen Abend noch ein anderes Stück in der Stiftsruine anschauen sollten.
Wir machten uns also erst einmal auf den Weg um eine Kleinigkeit zu essen. In der Hersfelder Altstadt gibt es genügend Freßtempel und wir entschieden uns für eine Pizzeria,
Anschliessend machten wir uns auf den Weg zur Abendkasse – und wir hatten Glück. Rollstuhlplätze waren noch frei – Uwe sass wieder in vorderster Reihe und ich diesmal neben ihm in meinem Rollstuhl. Wir hatten Platz genommen und nicht sehr viel später kam Uwes Nachbarin mit ihrer Begleitung vorbei und war sehr erstaunt uns hier zu sehen – wie gross wurden aber ihre Augen als ich erwähnte dass wir bereits in der Nachmittagsvorstellung ein Musical hier angeschaut hätten.
Am Abend war es kein Musical sondern das Schapiel „wie im Himmel“

Der Inhalt beschreibt die Geschichte des international erfolgreichen Dirigenten Daniel der während eines Konzerts einen Herzinfarkt erleidet. Er zieht sich in sein Heimatdort in Schweden zurück in welchem er aufgewachsen ist. Niemand erkennt ihn dort. Der umtriebige Dorfladenbesitzer Arne will Daniel für den Kirchenchor gewinnen und als Daniel die vakante Stelle als Kantos annimmt, lernt er auch einige andere Dorfbewohner kennen. Die begabte Sängerin Gabriella mit ihrem gewalttätigen Mann, den engherzigen Pfarrer Stig und dessen Frau sowie Lena die Verkäuferin im Supermarkt .

Das erste was wir Menschen tun ist hören….denn bevor wir zur Welt kommen gilt unsere Wahrnehmung dem Rhythmus des Herzschlages unserer Mutter – Musik dringt unmittelbar in die Tiefe unserer Seele, wir verbinden Musik mit der Geborgenheit dem Allumschlossenen welches wir bereits im Mutterleib empfunden haben.
Mein ältester Sohn war immer dann am ruhigsten und ausgeglichendsten wenn er in seinem Stubenwagen lag und ich leise Musik im Radio anstellte.

So war es auch mit Daniel der bereits als Junge mit Musik in Berührung kam und durch dieses „Anderssein“ von anderen Kindern gequält und ausgeschlossen wurde.
Nachdem er als gefeierter Dirigent , ständiges Reisen, unregelmässige Mahlzeiten , hohen Erwartungsdruck einen Herzinfarkt erlitten hatte, beschliesst er in sein Heimatdorf zurück zu kehren.
Nach seiner Rückkehr erwirbt er als erstes ein Fahrrad, obwohl er gar nicht fahren kann. Doch das Fahrrad ist ein Symbol für Freiheit, Sorglosigkeit und die Kindheit zu der sich Daniel zurück sehnt.

Durch den Benediktinermönch Ansgar wurde die schwedische Kirche 829 gegründet. Im 16. Jahrhundert kam es zur Trennung von Rom und heute zählt die evangelisch-lutherische Kirche Schwedens über 5 Millionen Mitglieder, Der Dorfpfarrer Stig versucht krampfhaft an den alten Gewohnheiten und seiner alten Stellung festzuhalten. Dieser Konflikt zwischen Kirche und Glauben wird in der Beziehung zwischen Stig und seiner Frau sehr deutlich gemacht. Der Pfarrer gibt Daniel aber die Stellung als Kantor und Chorleiter und sorgt so dafür dass Daniel die anderen Dorfbewohner auch kennen lernt.
Jede Begegnung bietet die Möglichkeit etwas zu lernen und daran zu wachsen, denn jede Person lehrt uns etwas. Und jede Person die Daniel trifft gibt ihm die Chance etwas neues über sich und das Leben zu erfahren. So ist es mit Gabriella und ihrem verhaltensgestörten gewalttätigen Mann – oder dem jungen Mann der wegen seiner Leibesfülle immer gehänselt wird.
Trotzdem sieht Stig mit der Zeit in Daniel seine Vormachtsstellung bedroht und er verleumdet ihn.
Dies führt zu einem Konflikt zwischen Stig und seiner Frau da jetzt erst durch Daniels Anwesenheit zum ersten Mal Dinge zur Sprache kommen, die seit Jahrzehnten unausgesprochen zwischen den beiden stehen.



Auch Lena die Verkäuferin aus dem Supermarkt zeigt Mut, Entschlossenheit und eine kämpferische Natur, indem sie sich gegen Ungerechtigkeiten wehrt und die Schwachen in der Gemeinde beschützt. Sie verliebt sich in Daniel und hilft den Schwachen wo sie nur kann.

Arne, der umtriebige Dorfladenbesitzer meldet den Kirchenchor den Daniel mittlerweile aufgebaut hat zu einem Sängerwettstreit in Österreich an. Daniel ist zuerst dagegen und sträubt sich, aber letztendlich willigt er ein,
Er hat aus einem kleinen unscheinbaren Chor ein Instrument geschaffen welches zur Gesundheit und zum Wohlbefinden aller Beteiligten geführt hat. Singen fördert die Atemtechnik und die Lungenkapazität, sogar die Leistungsfähigkeit, sogar der Mut kann sich verbessern und das wird hier sehr deutlich auf die Bühne gebracht.

Der Autor und Filmregisseur von „wie im Himmel“ betont in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder die Bedeutung positiver Gedanken und Einstellungen. Er ist davon überzeugt dass unsere Gedanken unsere Realität formen und uns zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben führen können. Es liegt also an jedem einzelnen die Verantwortung für sein Glück zu übernehmen und die Kontrolle über das eigene Leben zu ergreifen. Viele Menschen verpassen ihr Leben in dem sie entweder in der Vergangenheit verweilen oder sich Sorgen um die Zukunft machen.

Als besonders ist dabei die Begegnung mit anderen Menschen von denen jeder den Zweck hat uns die Möglichkeiten zu geben etwas zu lernen und daran zu wachsen.
Und in diesem Schauspiel gibt jede Figur dem Daniel die Chance etwas Neues über sich und das Leben zu lernen.

Daniel hatte noch nie mit echten Menschen zu tun gehabt, er weiss nicht wie er mit ihnen reden soll – er hat Angst. So hat er in dieser Geschichte am meisten zu lernen und er wird sich am meisten entwickeln. Er lernt andere und vor allem sich selbst zu lieben.

Am Ende stirbt Daniel aber er erreicht sein Ziel, denn er lernte nicht nur „ich liebe Dich“ zu sagen, sondern er schafft es auch den Moment zu erschaffen in welchem sich die Seelen durch die Musik vereinen und sich Herzen öffnen. Das war ursprünglich sein ultimativer Traum
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