Freiheyt
500 Jahre Bauernkrieg
Mühlhausens Geschichte ist eng mit Thomas Müntzer und den Bauernkriegen verknüpft. Mühlhausen hat aus diesem Grund zum 500 jährigen Jubiläum Sonderausstellungen im Museum und in 2 Kirchen der Stadt eingerichtet.
Wir fuhren nach Mühlhausen. Da Sonntag war haben wir leider nur sehr schwer etwas ausserhalb des Stadtkerns einen Parkplatz gefunden. Gleichzeitig zum schönen Sommerwetter war Markt auf dem zentralen Marktplatz, also waren auch viele Menschen unterwegs.
Das erste Gebäude welches auf unserem Weg zu den Kirchen lag, war das Museum. Also nichts wie rein und uns alles anschauen. Zum Glück, denn hinterher stellte sich heraus, dass hier die ausführlichsten Informationen und besten Objekte zu sehen waren.
Gleich am Eingang war ein Schachspiel aufgebaut, welches mit den Figuren die Menschen der damaligen Zeit während der Bauernkriege zeigte. Die Pferde waren reitenden Rittern nachempfunden, die Königin reckte die Arme in die Luft und tanzte, der König hatte die Standarte hochgereckt und die Türme waren ein Sockel auf dem eine geballte Faust zu sehen war. Auch die Bauern sahen unterschiedlich aus Ein Bauer hatte einen Korb mit Früchten in der Hand, während der nächste Landwirt eine Keule trug, ein anderer spielte auf einer grossen Flöte während der nächste sich auf einen Hirtenstab stützte usw. .
Als nächstes war ein grosser Aufmarsch mit kleinen flachen Figuren hinter Glas zu sehen. Es war der Bittgang der Mühlhauser Frauen in das Fürstenlager 1525. Am 25. Mai händigte Mühlhausen die Stadtschlüssel an die siegreichen Fürsten aus. Die Niederlage war damit besiegelt. Noch am selben Tag zogen 1200 Frauen im Büßergewand und 500 Jungfrauen ins fürstliche Lager und baten um Gnade, wie die Mühlhauser Chronik berichtet.
Unmittelbar nach dem Bauernkrieg wurde das Urteil über Thomas Müntzer durch Streitschriften bestimmt. Martin Luther hatte sich bereits während der Aufstände positioniert und die Gewalt der Fürsten gebilligt. Auch die herausragende Rolle des Thomas Müntzers im Bauernaufstand als „Teufel von Alltstedt“ fußt auf den Äusserungen Luthers. Er erweckte nachhaltig den Eindruck, Müntzer hätte nicht nur die Thüringer Bauernaufstände maßgeblich beeinflusst, sondern im gesamten Reich.
Dabei war Müntzer nur einer von vielen die im Bauernaufstand in den Rang der „Rädelsführer“ einzuordnen waren. Hier kann man Zwingli (Schweiz), Joachim von Watt (St. Gallen) Calvin (Frankreich) Heronymus Dungersheim (Leipzig) u.a. nennen.
Dieser Bauernkrieg wurde auch bekannt als Bundschuh und war der Kleidung der einfachen Bauern nachempfunden. Bauern trugen grobgefertigte Bauernkittel, eine knielange Hose und aus Leder hergestellte Schuhe. Durch Bänder zusammengehalten erhielten sie den Namen Bundschuhe. Sie waren das Symbol der „Bundschuh-Bewegung“ süddeutscher Bauern seit dem 15. Jahrhundert und als solches nutzten sie auch die Aufständischen im Bauernkrieg.
Es war ein Gedicht über den Bauernaufstand ausgestellt. Dieses Gedicht war von Börries von Münchhausen:
Die Glocken stürmten vom Bernwardsturm, der Regen durchrauschte die Strassen
und durch die Glocken und durch den Sturm, gellte des Urhorns Blasen.
Das Büffelhorn , das lange geruht, Veit Stoßperg nahms aus der Lade,
das alte Horn es brüllte nach Blut, und wimmerte; „Gott genade!“
Ja gnade dir Gott du Ritterschaft! Der Bauer stund auf im Lande,
und tausendjährige Bauernkraft macht Schild und Schärpe zu Schande.
Die Klingsburg hoch am Berge lag, sie zogen hinauf in Waffen,
auf rammte der Schmied mit einem Schlag das Tor, das er fronend geschaffen.
Dem Ritter fuhr ein Schlag ins Gesicht und ein Spaten zwischen die Rippen,
Er brachte das Schwert aus der Scheide nicht – und nicht den Fluch von den Lippen.
Aufrauscht die Flamme mit aller Kraft, brach Balken, Bogen und Bande.
Ja gnade dir Gott du Ritterschaft: Der Bauer stund auf im Lande!
Als Werner Tübke 1976 den Staatsauftrag für ein Panoramagemälde in Bad Frankenhausen erhielt, war die Devise der DDR-Führung“Groß denken“. Denn die DDR hatte auch Müntzer als Volksheld auserkoren und nutzte seine Berühmtheit gnadenlos aus.
Die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Boden der Frankenhauser Schlacht von 1525 war ein Prestigeprojekt.
Dass der Maler allerdings keine Gedenkstätte sondern ein Kunstmuseum schuf brachte das Unternehmen nicht zum Scheitern. 11 Jahre Bauzeit, Gesamtkosten in Höhe von ca 119 Millionen DDR-Mark 3000 Einzelfiguren auf einer Fläche von 1.722 qm ist die Bilanz des weltweit grössten Bauernkriegsgemäldes.
Darüber habe ich bereits einmal berichtet, als wir dieses Bauwerk mit dem riesigen Bild besuchten.
(die Sixtina des Nordens vom 10.04.2018)
Auch erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der 70. Geburtstag des sowjetischen Diktators Josef W. Stalin. Dieser Politiker erhielt ein ganz besonderes Geschenk – im Dezember 1949 überreichte ihm die sächsische Landesregierung 15 originale Briefe des radikalen Predigers Thomas Müntzer.
Doch Thomas Müntzer war nicht der einzige der reformatorische Ideen radikal weiter dachte und sich von Luther abwandte. Das Täufertum setzte sich kritisch mit der Säuglingstaufe auseinander.
B. Hubmaier, K. Grebel und H. Hut wandten sich ebenfalls von Luther ab und auch sie wurden aufgrund ihrer Ansichten nach dem Bauernkrieg verfolgt, gefoltert und mitunter zum Tode verurteilt. Die Flucht aus Deutschland und aus der Schweiz in Gebiete wie Böhmen und Mähren waren die Folge.
Im 19. Jahrhundert griffen auch Künstler/innen die Bauernkriege auf, Sie stellten oft einzelne, nicht immer historisch belegte Ereignisse der Aufstände dar. Mal standen die aufständischen Bauern im Mittelpunkt, mal die adeligen Herrscher.
Diese unterschiedlichen Darstellungen spiegeln die verschiedenen Perspektiven wider. In der modernen Kunst um 1900 verschob sich der Fokus. Statt historischer Handlungen stand jetzt menschliches Leid und Unterdrückung im Vordergrund der Bilder. Man thematisierte soziale Ungerechtigkeit und kritisierte die damaligen Zustände.
Thomas Müntzer wurde idealisiert – Der Maler Friedrich Martersteig malte 1851 das Bild „der letzte Gang“ des Thomas Müntzer und als ich es betrachtete kam mir der Vergleich mit dem letzten Gang von Jesus zu seiner Kreuzigung in den Sinn.
Durch die amerikanische Revolution von 1753, die französische Revolution von 1789 und die Aufstände von 1848/49 in den deutschen Staaten rückte der Bauernkrieg von 1525 als revolutionäres Ereignis stärker ins Bewusstsein.
Käthe Kollwitz übertrug mit ihrem Bauernkrieg-Zyklus den Kampf der Bauern in den gesellschaftlichen Kontext ihrer Zeit. Sie zeigte allerdings das verzweifelte Aufbegehren geknechteter Menschen und nicht historisch genaue Szenen. Ihr Zyklus ist eine eindringliche Mahnung gegen Unterdrückung und die Verletzung menschlicher Würde.
(Siehe auch das Bild „der Schrei“ von Munch)
Freiheyt Thomas Muentzer
Ob Urlaub oder Tagesausflug, wenn einer eine Reise tut, darf er uns davon erzählen
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